2. Internationales wissenschaftliches Acuvue Eye Health Advisor Symposium

Zum zweiten Mal fand das internationale wissenschaftliche Acuvue Eye Health Advisor Symposium in Zürich statt. 250 Teilnehmer vor allem aus der Schweiz, Österreich und Deutschland kamen am 26. und 27. Mai 2013, um sich von Kontaktlinsen Spezialisten und Experten aus dem In- und Ausland über Aktuelles zum Thema Technologien zur Anpasspraxis bis hin zu psychologischen Aspekten bei der Kontaktlinsenberatung weiterzubilden.

Seminarbericht von Optometristin Susanne Nemetz, MSc
Der aktuelle Status und die Zukunft der Kontaktlinse

Prof. Nathan Efron hat im Jahr 2012 in 36 Ländern 20.566 Verschreibungen von Kontaktlinsen erfasst. Dabei wurden zum Teil große Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern festgestellt. So lag das Durchschnittsalter der Kontaktlinsen-Träger in Nepal bei 24 Jahren und in Großbritannien bei 36 Jahren. Die Anzahl der formstabilen Linsen blieb weltweit konstant bei 10%. Von dem verbleibenden 90% Weichlinsen-Anteil wurden mehr als die Hälfte mit Silikonhydrogel-Materialien versorgt. Vergleicht man den sphärischen und torischen Anteil so liegen die torischen Linsen bei 32%. Auch bei der Verschreibung von Multifokallinsen unterscheiden sich die Märkte erheblich. In Bulgarien, Frankreich, Litauen und Singapur werden bei mehr als 60% der Probanden über 45 Jahren Mulifokallinsen verschrieben. Dem hingegen sind es in Indonesien, Japan, Korea, Peru und Taiwan weniger als 20%. Schade nur ist, dass bei dieser Erhebung keine Daten von der Schweiz und Österreich eingeflossen sind.

Die Wissenschaft und Kunst der Anpassung von weichen Kontaktlinsen

Dr. Philip Morgan stellte in seinem Vortrag die Frage, ob bei der Weichlinsenanpassung nicht zu viele Parameter gemessen werden. Bei der Anpassung wäre vor allem darauf zu achten, dass die Hornhaut von der Linse in allen Blickrichtungen abgedeckt bleibt. Bei Bewegungen der Linse auf dem Auge soll sich die Linse nicht in den Limbus eingraben oder Druck auf die Gefäße ausüben. "Wenn der Proband sich wohl fühlt, das Sehen gut ist und das Auge keine Auffälligkeiten zeigt, kann man den Probanden die Linsen mitgeben", so Morgan.

Kontaktlinsen und Augenlider – Wechselwirkungen, Komfort und Sehvermögen

Nach einer kurzen Einführung über die Mechanismen des Blinzelns, zeigte Prof. Christina Grupcheva, dass bei höchster Konzentration das Blinzeln signifikant reduziert wird. Die Stabilität des Tränenfilms hängt wiederum von der Blinkfrequenz ab. Durch das Tragen von Kontaktlinsen kann die Blinkrate sich erhöhen oder reduzieren. Bei einem hohen Modulus der Kontaktlinsen und durch Ablagerungen auf den Linsen selbst erhöht sich die Blinkfrequenz. Willentlich kann man das Auge mit Kontaktlinsen etwa 17 Sekunden offen lassen, ohne Kontaktlinsen nur etwa 12 Sekunden. Bei der Kontaktlinsenanpassung im Zusammenhang mit trockenen Augen sollten Nachbenetzungsmittel, bewusste Blinzelübungen und die optimalsten Kontaktlinsen zur Anwendung kommen.

Impressionen vom 2. Acuvue Eye Health Advisor Symposium

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Der Einfluss der Umwelt auf das Auge und das Sehvermögen

Die drei wichtigsten Faktoren bei der UV-Strahlung sind Dauer, Konzentration und Häufigkeit der UV_Belastung. Prof. Jason J. Nichols unterschied in seinem Vortrag zwei Arten von UV-Schädigungen: DNA Schädigung und Proteinschädigung. Je kürzer die Wellenlänge desto höher ist das Zerstörungspotential durch die stärkere Energie der Strahlung. Der UV-Anteil im Sonnenlicht ist im Wesentlichen abhängig von der Tageszeit, der Jahreszeit, den klimatischen Verhältnissen und den Umwelteinflüssen.

Durch die Reduktion der Ozonschicht kommt es zu einem Ansteigen der UV-B Strahlung. Diese können vermehrt auf die Erdoberfläche dringen. Vor allem Kinder und Jugendliche sind vor der UV-Strahlung intensiv zu schützen. Mit 18 Jahren hat man bereits 80% der lebenslangen Sonnenbelastung erreicht. Durch die größeren Pupillen und die klareren Linsen ist die jährliche Belastung 3x höher als beim Erwachsenen. Bei Kindern unter 10 Jahren beträgt die Transmission der Augenlinse für UV-Strahlung 75%. Im Vergleich dazu ist die Transmission der Augenlinse bei 25jährigen nur mehr 10%.

Die Aufklärung über den Schutz vor UV-Strahlung bei Kindern ist daher besonders wichtig. Nicht außer Acht lassen sollte man dabei, dass künstliches UV-Licht – welches in Lasern, beim Schweißen und in Solarien vorhanden ist – ebenfalls zur Belastung beiträgt.

Wie wichtig sind die Oberflächeneigenschaften für das erfolgreiche Tragen von Kontaktlinsen?

Dr. Heiko Pult unterstrich, dass Kontaktlinsen mit einem hohen Benetzungsgrad und einem geringen Reibungskoeffizienten am Ende eines Tages komfortabler sind. Das Problem ist der Vergleich der unterschiedlichen Kontaktlinsen hinsichtlich der Benetzung, da es drei verschiedene Messmethoden gibt. Ebenso ist bei den Parametern der verschiedenen Linsen keine einheitliche Messung hinsichtlich der Reibung gegeben. Die Lid Wiper Epitheliopathy (LWE) steigt an, wenn die Reibung der Linse höher ist. Um ein drop out aufgrund von unzureichenden Tragekomfort zu vermeiden, sollte beim Probanden nachgefragt werden, wie lange die Linsen angenehm zu tragen sind und wann sie die Kontaktlinsen vom Auge absetzen (müssen).

Kinder und Kontaktlinsen – passt das?

Michael Wyss rechnete mit vielen Vorurteilen ab, dass Kinder keine Kontaktlinsen tragen könnten. Es gibt keine Studie, die dies bestätigt, aber viele, welche belegen, dass Kinder Kontaktlinsen tragen und auch mit ihnen umgehen können. Gerade bei Kindern steigert das Tragen von Kontaktlinsen die Lebensqualität erheblich. Sie können bei sportlichen Aktivitäten, gefahrlos, wie ihre Mitschüler mitmachen. Sie sind in ihrer physischen Erscheinung und in ihrer sozialen Akzeptanz anderen Kindern gleichgestellt. Sie bekommen dadurch auch mehr Selbstbewusstsein. Ab einem Alter von 8 Jahren macht die Topographie der Cornea bei Kindern keinen Unterschied mehr zu jener von Erwachsenen. Die Tränenflüssigkeit ist bei Kindern generell qualitativ besser als bei Erwachsenen. "Bei einer Anpassung von Kontaktlinsen bei Kindern soll die Nachkontrolle nach einer Woche, danach einem Monat und dann in regelmäßigen Intervallen von 6 Monaten erfolgen", so Wyss.

Komplikationen bei Kontaktlinsen: die aktuelle Situation

Prof. Nathan Efron unterhielt sein Publikum nicht nur mit einem interessanten Vortag, sondern verschenkte auch Stofftiere für richtige Antworten aus dem Publikum. Die Verringerung von Keratozyten im Hornhautstroma kommt in den meisten Fällen durch den mechanischen Einfluss der Kontaktlinse und nicht durch Sauerstoffmangel. Eine Keratitis ist potenziell die ernsthafteste Komplikation mit Kontaktlinsen, die zu einem dauerhaften Sehverlust führen kann. Schwierig ist die Unterscheidung von einem durch Kontaktlinsen induzierten, peripheren Geschwür (CLPU), einem Kontaktlinsen induzierten, roten Auge (CLARE), einer infiltrativen Keratitis (IK) und einer mikrobiellen Keratitis (MK). Alle beginnen mit einem kleinen Infiltrat und entwickeln sich entweder zu einem bösartigen Geschwür oder verschwinden selbstheilend.

Sind Hornhautstippen von Bedeutung?

Dr. Philip Morgan beschäftigte sich mit Fragen zu Hornhautstippungen. Nach einer kurzen Einführung über die Grundlagen von Fluoreszein, ging er der Frage nach warum bei einigen Pflegemittellösungen Hornhautstippen vorkommen. Eine mögliche Antwort ist PATH, Preservative Associated Transient Hyperfluorescence. Dieses Phänomen tritt bei einigen All-In-One Pflegemitteln auf, welche die epithelialen Zwischenräume der Hornhaut aufbrechen. Mittels Fluoreszein werden diese aufgebrochenen Zwischenräume temporär nachweisbar. Ebenso wurde diskutiert, dass das Fluoreszein von den Epithelzellen direkt aufgenommen wird.

Gegenwärtige Blick auf die cornealen Dystrophien
Die Rolle von Kontaktlinsen

Prof. Christina Grupcheva erklärte, dass corneale Dystrophien immer bilateral, aber sehr unterschiedlich sein können, wodurch es manchmal als einseitige Dystrophie beurteilt wird. Bei Probanden mit rezidiven Hornhauterosionen sind Silikonhydrogel Verbandlinsen die erste Wahl. Diese Kontaktlinsen sind sicher, effektiv, kostengünstig und reversibel.

Kontaktlinsen und trockene Augen

Kann man trockene Augen verhindern? Prof. J. Nichols stellte fest, dass 3,0-3,5% der Kontaktlinsenträger unter trockenen Augen leiden. Meistens ist es die erhöhte Verdunstung und dort wiederum die Meibomian Gland Disfunction (MGD). Zur Beseitigung wären Linsen mit geringem Modulus, eine reibungsarme, glatte Oberfläche und häufiges Wechseln der Kontaktlinsen von Vorteil.

Sport und Kontaktlinsen

Ing. Mario Teufl, MSc zeigte auf, dass 25% der Leistungssportler noch nie eine optometrische Versorgung erhielten, jedoch 29% visuelle Probleme haben. Bei den jeweiligen Sportarten gibt es unterschiedliche Anforderungen. Im hochalpinen Bereich sollte auf gute Sauerstoffdurchlässigkeit Wert gelegt werden. Bei staubintensivem Sport (wie z.B. beim Beachvolleyball) sollen die Kontaktlinsen so fest als möglich angepasst werden. Nach Verwendung beim Wassersport sind die Linsen zu desinfizieren oder zu entsorgen. Zum Tauchen sollen keine formstabilen Linsen angepasst werden, da sich unter der Kontaktlinse Bläschen bilden können. Da bei Kampfsportarten die Verwendung von Kontaktlinsen immer Risiko behaftet ist, wäre Orthokeratologie eine Möglichkeit, alternativ können weiche Linsen so fest wie möglich angepasst werden.

Astigmatismus und die Anpassung von weichen Kontaktlinsen

Dr. Florence Abry zeigte aufgrund von Studien auf, dass 47% der Probanden zumindest auf einem Auge einen Astigmatismus von 0,75 dpt. aufweisen. Jedoch tragen nur 23% der Kontaktlinsenträger torische Linsen. Schlechtes Sehen mit Kontaktlinsen ist eine häufige Drop-Out Begründung. Wichtig ist ein proaktives Anbieten von torischen Kontaktlinsen, damit eine gute Sehschärfe – vergleichbar mit der einer Brillenkorrektur – erreicht werden kann.

Low on Air, Kontaktlinsen unter Extrembedingungen in hohen Höhenlagen

Dieser spezielle Vortrag wurde als Video gezeigt, weil sich der Vortragende Michael Bärtschi noch immer in der Himalaja Region aufhielt. In einer Höhe von 2.500 bis 5.500 Metern, bei einem Sauerstoffgehalt von 30-60%, Temperaturen von minus 35°C, mit Wind gefühlte minus 60°C und Windgeschwindigkeiten von über 110 km/h wurden unterschiedliche Messungen durchgeführt.

Als Kontaktlinsen wurden SiHy-Linsen wegen der guten Sauerstoffdurchlässigkeit verwendet. In geringen Höhen besteht die Hygiene aus Hand-Desinfektionsmittel und Tageslinsen, in größeren Höhen wurden SiHy-Dauertragelinsen verwendet. Auch einige Messgeräte hatten Schwierigkeiten unter diesen Bedingungen zu funktionieren.

Wirksame Kommunikation mit den Kontaktlinsenkunden

Christian Gross gab Tipps, wie mit 20% Aufwand 80% Erfolg erzielbar ist. Vorweg: Sind die Kontaktlinsen in der Auslage sichtbar? Die 30 minütige Nachkontrolle sollte laut Gross aus 20 Minuten Kommunikation und 10 Minuten Untersuchung bestehen. Man soll dabei nach dem SOAP-Prinzip vorgehen: Subjective, Objective, Assessment und Plan. Wenn alles in Ordnung ist, sollte über Neuheiten berichtet werden und dem Kunden einen guten Grund geben wiederzukommen.

In den Pausen gab es ein sehr anspruchsvolles Wissensquiz mit 12 Fragen. Anspruchsvoll auch deswegen, da keiner der Teilnehmer alle 12 Fragen richtig beantworten konnte. Die Organisation, Unterbringung und Versorgung war hervorragend. Auch die Kommunikation mit den Kollegen kam dabei nicht zu kurz. Es lohnt sich also durchaus, nächstes Jahr beim 3. Symposium dabei zu sein, da wieder interessante Beiträge und viele Besucher zu erwarten sind.

Susi Nemetz, MSc
Die Autorin dieses Artikels, Susanne Nemetz, MSc
Augenoptikerin & Master of Science in klinscher Optometrie