Viele Menschen empfinden es deprimierend, wenn die Lesefähigkeit mit zunehmenden Alter nachlässt. Zum Start des Dreitages-Seminars vom 23-25. Oktober 2015 in Prag widmete man sich der Presbyopie. Der zweite Teil der Schulung befasste sich mit dem Anpassen torischer Kontaktlinsen.
Mehrbrillenverkauf und Mehrkontaktlinsenverkauf
Das Ergebnis einer Studie war, dass sich die heutige Generation Plus um etwa 10 Jahre jünger fühlt, als sie Geburtstage gefeiert haben. Die meisten Personen der Generation Plus wollen ihr Leben nicht ändern, nur weil sich ihr Sehvermögen geändert hat. Somit wurde die Frage aufgeworfen, warum mit großer Selbstverständlichkeit eine Gleitsichtbrille verkauft wird, die Gleitsichtkontaktlinse aber ein Schattendasein führt. Sollen nicht unsere Kunden die Möglichkeit haben, neben „Mehrbrillen“ auch „Mehrkontaktlinsen“ angeboten zu bekommen? Welche Argumente hindern uns daran, nicht jedem Gleitsichtkunden auch zusätzlich Kontaktlinsen anzubieten? Diese und ähnliche Fragen stellten die Vortragenden Roger Anhalm, MSc und Jürgen Jainta.
In einer gelungenen Doppelconférence hielten sie nicht nur den Teilnehmern einen Spiegel vor, sondern zeigten auch Möglichkeiten und Fragetechniken auf, wie mit den Kunden erfolgreich kommuniziert werden kann. So ist das rechtzeitige Ansprechen des Vorpresbyopen auf die schwächer werdende Lesefähigkeit und mögliche Lösungsoptionen sehr wichtig. Ebenso wurde geraten, dass bereits Presbyope über ihre hauptsächlichen Sehbereiche und Wünsche gefragt werden sollen.
Im theoretischen Teil des Kurses wurde der Ablauf einer Multifokallinsen-Anpassung erörtert. Die richtige Bestimmung des besten sphärischen Glases, Erkennung des dominanten Auges (welches zeitlebens auch wechseln kann) und die Messung der benutzerrelevanten Addition wurden erklärt.
Was tun, wenn der Kunde mit der Multifokalkontaktlinse unzufrieden ist?
Sehr interessant war die Schulung zum Thema Troubleshooting. Wie soll sich der Anpasser verhalten, wenn der Kunde mit der Multifokallinse nicht zufrieden ist? Aufgezeigt wurde eine strukturierte Vorgehensweise, welche die Abbruchhäufigkeit des Linsentragens reduzieren soll. Ebenso wurde darauf eingegangen wie man die Erwartungshaltung des Kunden managen kann. Wie zum Beispiel mittels einer zusätzlichen Lesebrille, wenn etwas „ganz Kleines“ gesehen werden soll.
Im Praxisteil hatten alle Teilnehmer die Möglichkeit in den vollausgestatteten Untersuchungsräumen eine Multifokallinsen-Anpassung durchzuführen. Trainiert wurde unter anderem die Bestimmung des besten sphärischen Glases, der Addition und des dominanten Auges. Jeder Seminarteilnehmer konnte anschliessend die 1•DAY ACUVUE® MOIST MULTIFOCAL selbst testen. Über die persönlichen Erfahrungen wurde mit den Vortragenden Jainta und Anhalm anschliessend reflektiert.
Der zweite Teil beschäftigte sich mit der Korrektur des Astigmatismus. „Die Selbstverständlichkeit mit der astigmatische Brillengläser verkauft werden, wäre bei den Kontaktlinsen dienlich“, so die Vortragenden. Besonders bei schlechtem Licht und in der Nacht erfahren die Träger von Kontaktlinsen mit einem korrigierten Astigmatismus eine Verbesserung. Bei diesem Thema kam es mit dem Auditorium zu einer interessanten Diskussion ob es sinnvoll wäre, auch zylindrische Werte mit 0,50 dpt mitttels Kontaktlinsen zu korrigieren. Einen wichtigen Beitrag bei astigmatischen Kontaktlinsen hat die Nachkontrolle zu leisten. Oft werden hier die falschen oder gar keine Fragen gestellt. Bezüglich des Nacht- und Dämmerungssehens sowie über die Sehqualität nach einem Blickwechsel wird – laut den Vortragenden – kaum gefragt.
Anhalm und Jainta konnten die unterschiedlichen Themenbereiche unterhaltsam und kurzweilig erörtern und immer wieder zu Diskussionen anregen. Viel Input ist auch vom Auditorium selbst gekommen. Der Erfahrungsaustausch unter den Teilnehmern ist mit ein Teil des Erfolges des TVCI.
Die Autorin dieses Artikels, Susanne Nemetz, MSc
Augenoptikerin & Master of Science (Klinsche Optometrie/Clinical Optometry)