Bericht zur Weiterbildungsveranstaltung der NÖ Augenoptiker, Augenärzte und Orthoptisten

Bereits zum siebenten Mal veranstaltete die Landesinnung der Gesundheitsberufe NÖ einen gemeinsamen Weiterbildungsabend für Augen- und Kontaktlinsenoptiker, Optometristen, Augenärzte und Orthoptisten im Oktober.

Rund 50 Teilnehmer folgten der Einladung von Landes- und Bundesinnungsmeister der Augen- und Kontaktlinsenoptiker Mag. Dr. Markus Gschweidl, MSc, und Landes- und Bundesfachgruppenobmann der Augenärzte MR Dr. Peter Gorka in die Wirtschaftskammer NÖ in St. Pölten. Die interdisziplinäre Fortbildungsveranstaltung hatte das Myopie-Management aus medizinischer und optometrischer Sicht zum Thema.

Als erster Referent sprach DI Dr. Christian Simader, Augenarzt und Vorsitzender der ÖOG-Kommission Optometrie, Refraktion und Kontaktologie. Er erläuterte die Faktoren, die für das Entstehen einer Myopie verantwortlich sind, wie Genetik und Umwelteinflüsse. „Viel Naharbeit, wenig Aufenthalt im Freien bei Tageslicht und eine geringe Ortsfrequenz können die Entstehung von Kurzsichtigkeit fördern. Untersuchungen zeigen, je früher die Kurzsichtigkeit im Kindesalter anfängt, umso höher steigt sie an und umso länger schreitet die Zunahme im Erwachsenenalter fort. Der Grund für myopieprogressionshemmende Maßnahmen im Kindes- und Jugendalter liegt im erhöhten Risiko für schwerwiegende Augenerkrankungen wie Glaukom, Katarakt, Netzhautablösung und vor allem die myope Makulopathie, wenn eine hohe Kurzsichtigkeit im Erwachsenenalter erreicht wird“, so Simader. Bezüglich der Vorgangsweise bei der Myopiemessung und der verschiedenen Methoden zur Myopiekontrolle verwies Simader auf die entsprechende Leitlinie der ÖOG, der Österreichische Ophthalmologischen Gesellschaft. Simader betonte, „dass vor Therapiestart die Refraktion in Zykloplegie und die Hornhautradien gemessen werden sollen. Zur Beurteilung eines Therapieerfolges stellt die Augenlängenmessung die genaueste Methode dar.“ Im Anschluss ging Simader auf die aktuelle Studienlage zum Einsatz von Atropin-Augentropfen ein. Hinsichtlich des Vergleichs der Wirksamkeit der verschiedenen Maßnahmen stellte er fest, dass 0,05% prozentiges Atropin und Brillengläser beziehungsweise Kontaktlinsen mit peripherem Defokus einen ähnlichen guten myopieprogressionshemmenden Effekt haben. „Dabei seien laut Studien Kombinationstherapien wie zum Beispiel Ortho-K und Atropin am effizientesten. Um einen Rebound-Effekt zu vermeiden, sollten die Maßnahmen erst beendet werden, wenn die Kurzsichtigkeit zwei Jahre lang nicht mehr zugenommen hat“, fasste Simader zusammen.

Im zweiten Vortrag des Abends berichteten Harald Bacik, Augenoptikermeister und Berufszweigsprecher-Stellvertreter der Augen- und Kontaktlinsenoptiker NÖ, und Ing. Christian Zsidek MSc, Geschäftsführer Hoya Lens Österreich, zum Myopie-Management aus optometrischer Sicht. Vor dem Ergreifen etwaiger Maßnahmen ist durch Messung der Augenlänge abzuklären, ob überhaupt eine Längenmyopie und keine Brechungsmyopie vorliegt. Hinsichtlich der von der Industrie für das Myopie-Management angebotenen Brillengläser und Kontaktlinsen gibt es mittlerweile eine fast unüberschaubare Anzahl von Produkten und laufend neue Entwicklungen. „So gibt es weltweit schon eine Vielzahl an Herstellern von entsprechenden Brillengläsern“, berichtete Zsidek. Er analysierte die vier in Österreich gängigsten Produkte. Interessant seien dabei die unterschiedlichen technischen Konzepte beim peripheren Defokus, wie zum Beispiel rotationssymmetrische oder horizontale Progression. Zur Beurteilung der myopieprogressionshemmenden Wirkung empfahl Zsidek die jeweilige glasspezifische Studie zum Wirkungsnachweis anzusehen. Beim Kostenvergleich kann unter andere, mit berücksichtigt werden, ob der Hersteller beim Nachkauf spezielle Konditionen anbietet. Etwa bei Dioptrienänderungen oder bei einer Glasbeschädigung.

Harald Bacik ging in Folge noch auf wichtige Aspekte bei der Auswahl und Anpassung der Brillenfassung ein. Zu beachten sei die richtige Brillenglaszentrierung, die je nach Hersteller nach Augendrehpunktsforderung oder Nullblickrichtung erfolgen muss. „Nach Abgabe sind halbjährliche Nachkontrollen empfohlen, bei denen der Brillensitz und der Visus überprüft und idealerweise eine Augenlängenmessung durchgeführt wird. Bei einer Änderung der Refraktion von mindestens -0,50 Dioptrien im sphärischen Äquivalent ist ein Glastausch ratsam. Für einen optimalen Erfolg beim Myopie-Management sei eine gute Zusammenarbeit und Kommunikation aller Beteiligten absolut nötig. Grundlage dafür ist, dass sich die Experten immer fachlich auf dem Laufenden halten“, betonte Bacik.

Markus Gschweidl, Harald Bacik, Christian Simader, Christian Zsidek, Peter Gorka.Markus Gschweidl, Harald Bacik, Christian Simader, Christian Zsidek, Peter Gorka.

Beim kulinarischen Ausklang konnte dann der Meinungsaustausch zu den Vorträgen und der persönliche Kontakt zwischen den Teilnehmern aus den drei Berufsgruppen gepflegt werden. „Aufgrund der positiven Rückmeldungen planen wir auch nächstes Jahr wieder eine gemeinsame Fortbildungsveranstaltung in Niederösterreich“, kündigten die Organisatoren Gschweidl und Gorka an.