Auge und innere Medizin – okuläre Veränderungen bei systemischen Erkrankungen

Bei systemischen Erkrankungen zeigen sich nicht selten die ersten Auswirkungen am Auge. Augenoptiker und Optometristen sollten als erste Ansprechpartner diese Anzeichen kennen und Klienten mit Auffälligkeiten frühzeitig dem Facharzt zuführen. Das im Schattauer Verlag erschienene Lehrbuch „Auge und innere Medizin – okuläre Veränderungen bei systemischen Erkrankungen“ befasst sich intensiv mit den Veränderungen am Auge bei systemischen Erkrankungen.

Systemische Vakulididen, Diabetes mellitus und Hypertonie zeigen nicht selten ihre Auswirkungen an den Gefäßen des Auges. Das Auftreten einer gemeinsamen pathologischen Beteiligung von Auge und anderen Organen findet sich auch bei Erkrankungen des Stoffwechsels, des Skeletts und des Bindegewebes. In diesem Zusammenhang ist auch die internistische Symptomatik wissenswert.

In dem vorliegenden Lehrbuch strukturiert Dr. Frank W. Tischendorf, Facharzt für innere Medizin, unter Mitarbeit von Fachärzten der inneren Medizin, Augenheilkunde, Neurologie und Dermatologie Symptome und Logik von Manifestationen systemischer Erkrankungen am Auge.

Nach einer zwölfseitigen Einleitung zur Anatomie und Physiologie des Auges werden folgende Themen behandelt:

Immunologie
Im Unterschied zur vaskulären Bindehaut besteht für andere Augenpartionen eine lokal veränderte Immunreaktivität, die als Immunprivileg des Auges bezeichnet wird. Im Kapitel wird erklärt, warum das Auge von immunologischen Reaktionen frei ist und eine reaktive Trübung der optischen Achse im Normalfall nicht eintritt.

Diagnostische Leitbefunde des Auges
Ein Überblick über Pathologien wie Strabismen, Erkrankungen des vorderen und hinteren Augenabschnittes und des Sehnervs. Bei letzterem wird auch auf eine anteriore ischämische Optikusneuropathie eingegangen, die mit einer Arteriitis temporalis im Zusammenhang stehen kann.

Hämatologische Erkrankungen
Bei bis zu 90% der unbehandelten hämatologischen Erkrankungen werden vielfältige okuläre Auffälligkeiten beobachtet. Anämien, Leukämie und Lyphome bilden den Schwerpunkt dieses Kapitels.

Hämorrhagische Diathesen
Aufgrund der starken Durchblutung des Auges manifestieren sich pathologische Blutungen oder pathologische Blutstillung auch sehr früh am Auge.

Gefäß- und Herzkrankheiten
Hypertonie und Atheriosklerose senkt die Lebenserwartung. Neben Veränderungen am Augenhintergrund können gelegentlich auch Beschwerden wie Kopfschmerzen, Schwindel und Sehstörungen auftreten.

Vaskulititen und systemische Autoimmunopathien
Das Kapitel wird in primäre und sekundäre Vaskulitiden unterteilt. Ersteres Kapitel befasst sich unter anderem mit den Anzeichen einer Arteriitis temporalis, welche oftmals gut sichtbar sind und auch der Augenoptiker erkennen sollte.

Rheumatologische Erkrankungen
Keratokonjunktivitis sicca, Hornhautrandulkus und Episkleritis sind einige der möglichen Begleiterscheinungen bei rheumatologische Erkrankungen, die in diesem Kapitel besprochen werden.

Entzündliche Erkrankungen unbekannter Genese
Dieses Kapitel widmet sich nichtinfektiöser Augenentzündungen unklarer Ursache, wie z.B. Behcet-Vaskulitis, Sarkoidose, Vogt-Koyanagi-Harada-Syndrom und sypathischer Ophthalmie.

Skelett- und Bindegewebskrankheiten
Marfan-Syndrom, Ehlers-Dahnlos und Stickler-Syndrom bilden unter anderem Schwerpunkte im Unterkapitel extrazellulärer Matrixproteine. Weiters werden Pseudoxanthoma elasticum, Ostitis deformans und andere systemische Erkrankungen des Skeletts und des Bindegewebes besprochen.

Nierenkrankheiten
Anatomisch bestehen beim Gefäßaufbau zwischen Niere und Aderhaut des Auges Ähnlichkeiten. In diesem Kapitel werden Stoffwechselstörungen und deren Auswirkungen auf das Auge behandelt.

Endokrine Erkrankungen
Störungen der Hypophyse, der Schilddrüse und der Nebenniere verursachen signifikante Symptome am Auge. So wird unter anderem auch die Basedowsche Krankheit in diesem Kapitel abgehandelt.

Diabetes mellitus
Die diabetische Retinopathie ist die häufigste Erblindungsursache in Mitteleuropa. Neben dem Wissen um Refraktionsschwankungen werden auch Augenveränderungen im Zusammenhang mit dieser Pathologie vermittelt.

Stoffwechselkrankheiten
Die meisten Stoffwechselerkrankungen sind durch Defekte in Genen verursacht. Im Kapitel werden vielfältige Pathologien, unter anderem auch der Albinismus erläutert.

Infektionen des Auges
Behandelt werden bakterielle, sexuell übertragbare und parasitäre Augeninfektionen. Läsionen können durch Lidfehlstellungen, Störungen der Tränensekretion und durch das Tragen von Kontaktlinsen begünstigt werden.

Hautkrankheiten und Allergien
Dieses Kapitel widmet sich Erkrankungen die sich auch am vorderen Augenabschnitt manifestieren wie etwa Herpes simplex, Herpes zoster, Blepharitis, allergischen Reaktionen, Roszea und dem Pemphigoid.

Neuromuskuläre Erkrankungen
Ungefähr die Hälfte der zum Gehirn ziehenden, afferenten Nervenfasern stammen vom Auge. Entsprechend dieser Erkenntnis stellen das visuelle System und die Motorik der Augenbewegungen einen hohen Stellenwert bei der Gesamtbeurteilung des Auges dar.

Phakomatosen, Okuläre Metastasen, Tumore
Die beiden letzten Kapitel befassen sich mit der Vielfältigkeit von Entwicklungsstörungen und Neoplasma im Augenbereich.

Buchdaten

Das Buch hat einen sehr guten didaktischen Aufbau und wird durch reichhaltiges, anschauliches Bildmaterial aufgewertet. Das Fachbuch „Auge und innere Medizin – okuläre Veränderungen bei systemischen Erkrankungen“ ist im Schattauer Verlag erschienen, umfasst 352 Seiten mit 569 Abbildungen und 109 Tabellen. Zum Zeitpunkt dieser Rezension kostete es in Österreich 101,80 Euro. Eine Bestellmöglichkeit finden Sie unter anderem hier.