Die Autoren des im Thieme Verlag erschienene Werks „Augenärztliche Untersuchungsmethodiken“ hatten als Ziel, einen Überblick über den neuesten Stand der gegenwärtig üblichen diagnostischen Verfahren in der Augenheilkunde zu geben. An der Entstehung des 620 Seiten starken Buches waren 45 Autoren und Koautoren beteiligt. Unser Redaktionsteam hat das Buch für Sie gelesen.
Sehschärfenbestimmung
Im ersten Kapitel des Buches werden funktionellen Untersuchungsmethoden erläutert. Als wichtigste Funktionsprüfung des Auges sehen die Autoren die Sehschärfenbestimmung mittels Optotypen. Auch Sehschärfentests mittels Symbole, Preferential looking, Cardiff Acuity Karten und elektrophysiologischen Verfahren werden erläutert. Sehr fundiert werden unterschiedliche Strategien beziehungsweise Normen der Sehschärfenprüfung von den Autoren angeführt.
Gut erklärt wird auch der praktische Ablauf der objektiven Refraktionsbestimmung mittels Skiaskopie. Desweiteren findet man einen Abriss über die Ermittlung des besten sphärischen Glases, der Kreuzzylindermethode und der Nahbrillenbestimmung. Heterophorieprüfungen wurden im vorliegenden Buch nicht behandelt.
In weiteren Punkten des ersten Kapitels werden Prüfmethoden des Licht- und Farbensinns erklärt. Desweiteren wird die Akkommodationsprüfung, die Wellenfrontmessung und Perimetrie erläutert. Bei den Perimetriemessungen erklären die Autoren unter anderem sehr anschaulich die topographische Korrespondenz zwischen dem Perimetriebefund und dem Fundusbild bei einer Ophthalmoskopie. Beispielsweise vergegenwärtigen die Autoren dem Leser, dass bei der direkten Ophthalmoskopie ein Perimetriebefund vor dem geistigen Auge wie ein Kalenderblatt umgeklappt werden muss, während bei der indirekten Ophthalmoskopie der Perimetriebefund wie eine Ringbuchseite umgeblättert werden muss, um Gesichtsfeldausfälle mit den dazugehörigen Netzhautarealen in Verbindung zu bringen.
Vorderer Augenabschnitt
Das zweite und dritte Kapitel des Buches befassen sich mit der Untersuchung des vorderen Augenabschnittes. Während im zweiten Kapitel die Untersuchungsmethoden der Lider, des Tränenfilms und der Tränenwege erklärt werden, zeigen die Autoren im dritten Kapitel die Grundprinzipien der Spaltlampenuntersuchung. Die Beurteilung der Tränenwege und die Beseitigung von Stenosen sind sehr ausführlich erklärt. Die Spaltlampentechnik und die Beurteilung der Cornea, Conjunctiva und des Kammerwinkels hätte für die tägliche Praxis ausführlicher ausfallen können.
Glaukomdiagnostik
Kapitel vier widmet sich den Untersuchungsmethodiken bei Glaukomverdacht. Neben der Applanationstonometrie nach Goldmann, werden auch aktuell alternative Tonometer-Instrumente vorgestellt. Der Autor dieses Buchabschnitts stuft unter Berufung auf eine Studie von Yucel et al. die Non-Contact-Tonometrie im klinischen Alltag hinreichend übereinstimmend mit der Goldmann Applanationstonometrie ein. Laut dieser Studie soll die Genauigkeit der Non-Contact-Tonometrie gegenüber der Goldmann Applanationstonometrie lediglich bei "höheren" Druckwerten benachteiligt sein. So können Non-Contact-Tonometer im Screening Bereich – und damit zur Differenzierung zwischen "normalen" und "erhöhten" Druckwerten – durchaus sinnvoll eingesetzt werden.
Gold-Standard der Tonometrie ist und bleibt jedoch die Applanationstonometrie nach Goldmann. Allerdings ist laut dem Autor auch dieses Messverfahren nur genau, wenn die Hornhautdicke mittels Korrekturtabelle berücksichtigt wird!
Anschließend werden Gonioskopie-Techniken anschaulich in Wort und Bild erklärt. Desweiteren wird dem Leser eine Übersicht über globale Perimetrie-Indizes wie mean sensivity, short-term-fluctuation, mean-defect, pattern standard deviation, corrected pattern und standard deviation gegeben. Ebenfalls gut dargestellt ist die perimetrische Glaukomstadieneinteilung. Auch die Diagnostik der c/d ratio und die Untersuchungen pathogener Papillenveränderungen im Zusammenhang mit einem Glaukom sind sehr gut mit Fotomaterial für den Leser aufbereitet.
Hinterer Augenabschnitt
Im fünften Kapitel werden Untersuchungsmethodiken des hinteren Augenabschnittes anhand der Ophthalmoskopie, Gonioskopie und Biomikroskopie demonstriert. Ebenfalls gut erklärt werden zusätzliche Untersuchungen der Makula, etwa mittels Watzke-Allen-Test und einer Fixationskontrolle. Auch eine Übersicht über bildgebende Verfahren wird gegeben. Diese werden im folgenden sechsten Kapitel noch ausführlicher beschrieben. Es umfasst Beschreibungen über Funduskameras, Tyndallometrie, Fluorophotometrie, Hornhauttopometrie, OCT, Hornhautendothelmikroskopie, Hornhautpachymetrie, Heidelberg Retina Tomograph, Scheimpflug-Systeme, Ultraschall, Wellenfrontmessung, Fluoreszenzangiographie, Perimetrie, GDx (nebst der Befundinterpretation), Retinal Thickness Analyzer, Röntgenverfahren, CT, MRT und PET.
Motilitätsstörungen
Das siebente Kapitel umfasst vier Seiten und beschreibt Untersuchungsmethoden bei einer Endophthalmitis. Das folgende achte Kapitel ist da schon wieder wesentlich komplexer und befasst sich mit der Untersuchung von Augenbewegungsstörungen. Die Testanordnungen werden mit Bildmaterial gut veranschaulicht. Jedoch iegt der Schwerpunkt auf die Aufdeckung von Schielstellungen. Die Aufdeckung und die Korrektion von Phorien sind dagegen wenig beachtet worden.
Motilitätsstörungen
Kapitel neun beschreibt neuroophthalmologische Messungen, wie visuelle Afferenz, Swinging Flashlight Test und andere Tests zur Untersuchung der Pupillomotorik. Die beiden letzten Kapitel erklären dem Leser abschließend Elektrophysiologie und Elektromyographie.
Fazit
Die Autoren haben das Gebiet der Augen-Untersuchungsmethodiken sehr anschaulich in Wort und Bild aufgearbeitet. Es ist sowohl für angehende Optometristen zum Studium als auch für praktizierende Optometristen und Augenoptiker zum Nachschlagen aufgrund der Komplexität äußerst empfehlenswert.
Das 620 Seiten starke, mit über 1.000 Abbildungen und Zeichnungen versehene, im Thieme Verlag erschienene Kompendium "Augenärztliche Untersuchungsmethoden" kostete zum Zeitpunkt dieses Artikels € 236,40 und kann bequem online bestellt werden.