Chronische Herzinsuffizienz bedingt höheres Glaukomrisiko

In einer im April 2012 erschienen Studie am Department of Ophthalmology der Universidade Federal de São Paulo wurde ein Zusammenhang zwischen dem Auftreten einer chronischen Herzinsuffizienz und Veränderungen am Sehnervenkopf und damit einem höheren Glaukomrisiko nachgewiesen. An der Studie nahmen 30 Personen mit einer chronischen Herzinsuffizienz teil, die einer Kontrollgruppe von weiteren 30 Personen ohne einer chronischen Herzinsuffizienz gegenübergestellt wurden.

Verminderte Pumpleistung des Herzens und glaukomatöse Erscheinungsbilder

Eine chronische Herzinsuffizienz kann sich im Verlauf von Monaten bis Jahren entwickeln und ist durch Kompensationsprozesse des Organismus gekennzeichnet. Diese äußern sich durch einen schnelleren Herzschlag, eine Verdickung des Herzmuskels, eine Engstellung der Blutgefäße und eine Vermehrung des Blutvolumens. Diese Kompensationsmechanismen können die verminderte Pumpleistung des Herzens eine Zeit lang ausgleichen. Pathophysiologisch stellt die Herzinsuffizienz ein Syndrom aus kardial bedingter Minderperfusion lebenswichtiger Organe mit sekundärer neuro-humoraler Aktivierung und Schädigung dieser Organe dar [1].

Ein Glaukom ist eine progressive Neuropathie der Sehnervenfasern und äußert sich u.a. durch eine deutlichere Ausprägung des Sehnervenkopfes (c/d ratio), Gesichtsfeldverlusten und ist weltweit betrachtet die führende Ursache irreversibler Erblindungen [2]. Die Autoren der Studie (Meira-Freitas D, Melo LA Jr, Almeida-Freitas DB, Paranhos A Jr.) nahmen an, dass aufgrund der kardial bedingten Minderperfusion auch der Sehnervenkopf an Durchblutung leiden würde.

In ihrer Studie belegten die Autoren, dass in der Gruppe der Personen mit chronischen Herzinsuffizienz im Durchschnitt der Augeninnendruck höher, der arterielle Druck und der okuläre Perfusionsdruck niedriger, der neuroretinale Randsaum um den Sehnervenaustritt kleiner und das cup/disc Verhältnis größer im Vergleich zur Kontrollgruppe war.

mit chronischer Herzinsuffizienz
ohne chronischer Herzinsuffizienz
Testpersonen
30
30
Mittlerer Augeninnendruck
(standard deviation)
12,3 (2,5) mmHg
14,7 (2,9)
Mittlerer arterieller Druck
(standard deviation)
86,9 (17,1) mmHg
103,6 (15,2) mmHg
Mittlerer okulärer Perfusionsdruck
(standard deviation)
45,6 (11,1) mmHg
54,4 (10,4) mmHg
Ausdehnung des neuroretinalen Randsaums
(standard deviation)
1,41 (0,3) mm2
1,60 (0,26) mm2
vertikales cup/disc Verhältnis
(standard deviation)
0,51 (0,17)
0,41 (0,18)
Ein Auge außerhalb des Grenzwertes bei der Moorfields Regression Analyse
27,6%
6,7%
Glaukom
10%
0%

In 27,6 Prozent der Gruppe mit chronischer Herzinsuffizienz war zudem die Moorfields Regression Analyse – eine im Moorfields Eye Hospital in London entwickelte Methode zur Erkennung diffuser und fokaler Veränderungen des neuroretinalen Randsaums – außerhalb der normalen Grenzwerte, während dies nur bei 6,7 Prozent in der Kontrollgruppe auftrat.

Glaukom: 10 Prozent der Personen mit chronische Herzinsuffizienz

Während bei 10 Prozent der Personen in der Gruppe mit chronischer Herzinsuffizienz ein Glaukom diagnostiziert wurde, war keine einzige Glaukomdiagnose in der Kontrollgruppe gegeben. Die Autoren der Studie kamen deshalb zum Ergebnis, dass eine chronische Herzinsuffizienz im Zusammenhang mit einem geringeren okuläre Perfusionsdruck und glaukomatösen Veränderungen des Sehnervenkopfes einhergeht [3].

Quellen:
1. Klinische Kardiologie, Erdmann, Springer Verlag, 2011, S. 124
2. Weinreb RN, Khaw PT. Primary open-angle glaucoma. Lancet. 2004;363(9422):1711–1720.
3. Glaucomatous optic nerve head alterations in patients with chronic heart failure, Meira-Freitas D, Melo LA Jr, Almeida-Freitas DB, Paranhos A Jr., Clin Ophthalmol. 2012; 6: 623–629

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