Das Angebot an weichen Mehrstärkenlinsen am Markt ist mittlerweile sehr gross. Die meisten dieser Linsen sind konzentrisch aufgebaute Multifokallinsen, wobei sich im Zentrum entweder die Ferne oder die Nähe befindet. Sie funktionieren alle nach dem Simultanprinzip, d.h. es findet ein gleichzeitiges Angebot verschiedener optischer Wirkungen vor der Eintrittspupille des Auges statt. Theoretisch wird dadurch jeder scharfe Bildpunkt von einer Zerstreuungsfigur überlagert. Das menschliche Gehirn ist jedoch in der Lage, unscharfe Bilder zu unterdrücken, sofern genügend scharfe Bilder vorhanden sind.
1 Höchste Flexibilität in der Anpassung, maximale Kundenbindung
Voraussetzungen für den Erfolg eines Simultansystems sind einerseits die Motivation des Kunden – und des Anpassers -, die exakte Bedarfsanalyse im Vorfeld der Anpassung sowie die Information des Interessenten über alle Vor- und Nachteile des Systems.
Auf der anderen Seite können wir ein Simultansystem nur dann erfolgreich anpassen, wenn folgende Punkte gewährleistet sind:
- Gute Zentrierung der Linse
- Gute Zentrierung der zentralen Zone zur Pupille
- Mässige Bewegung
- Material mit hoher Parameterstabilität und guter Benetzung
Durch höchste Flexibilität in der Anpassung – was nur durch individuelle Contactlinsen möglich ist – können wir diese Punkte erfüllen. Somit kann die Kontrastreduktion, die jedes Simultansystem mit sich bringt, weitestgehend minimiert werden. Mit individuellen weichen Mehrstärkenlinsen verfügen wir über folgende Möglichkeiten:
- Die Rückfläche der Contactlinse kann individuell an Hornhautradien, Hornhaut-Durchmesser und Corneo-Skleral-Profil angepasst werden. Somit werden eine gute Zentrierung und optimale Bewegung erreicht.
- Bereits kleine Zylinder können korrigiert werden. Dies ist sinnvoll, da sich unkorrigierte Zylinder zur Kontrastreduktion hinzuaddieren. Torische Linsen können – abhängig von der Anatomie des vorderen Augenabschnitts – torisch prismatisch oder torisch dynamisch stabilisiert werden.
- Wahlweise kann die Nahzone oder die Fernzone zentral vor der Pupille angeordnet werden. Somit können wir verschiedenen Anforderungen gerecht werden.
- Der Durchmesser der zentralen Zone ist frei wählbar. Dadurch kann das Sehen in bestimmten Bereichen optimiert werden.
- Die Addition ist frei wählbar.
- Durch die Verwendung von Benz-G-Materialien kann ein stabiler Visus und Tragekomfort während der gesamten Tragezeit gewährleistet werden.
2 Aufbau der Vario / Vario Invers
Vario/Vario Invers sind weiche individuelle Mehrstärkenlinsen, mit denen Sie unter Berücksichtigung des Führungsauges und individuellen Pupillendurchmessers alle Fehlsichtigkeiten – sphärisch und torisch – korrigieren können.
Sie sind konzentrisch aufgebaut und arbeiten nach dem Simultanprinzip. Die Rückfläche beider Typen entspricht der bekannten und im Folgenden beschriebenen Weichlinsen-Geometrie von Galifa. Sie sind sphärisch und torisch – prismatisch oder dynamisch stabilisiert – erhältlich.
Bei der Vario befindet sich der Nahbereich auf der Contactlinsen-Vorderfläche im Zentrum, daran anschliessend folgt die Zwischendistanz und in der Peripherie die Fernkorrektur. Bei der Vario Invers befindet sich der Fernbereich zentral, daran anschliessend die Zwischendistanz und peripher die Nahkorrektur (siehe Abb. 1).
Der Gesamt-Durchmesser der zentralen Zone (Vario: Nahzone, Vario Invers: Fernzone) umfasst die reine Addition bzw. den Fernwert und die Zwischendistanz im Verhältnis 80:20.
Abb. 1: Aufbau der Vario (oben) und der Vario Invers (unten)
3 Anpassung der Vario / Vario Invers
3.1 Wahl des Contactlinsen-Materials
Insbesondere für die Anpassung von Mehrstärkenlinsen benötigen wir eine hohe Parameterstabilität und eine sehr gute Benetzung der Contactlinse auf dem Auge. Dafür haben sich die Benz-G-Materialien bewährt.
Bei herkömmlichen Weichlinsen-Materialien verdunsten während der ersten 10 bis 30 Trageminuten ca. 10 bis 15 % des Wassers aus der Linsenmatrix. Mit dem Wasserverlust erfährt eine hydrophile Contactlinse automatisch eine Änderung ihrer Geometrie. Sie schrumpft, zeigt ein engeres Sitzverhalten und verliert den anfänglichen Tragekomfort. Benz-G-Materialien dehydrieren auf dem Auge um 1 bis max. 5 %. Deshalb behalten sie ihre Passform und gewährleisten neben einem gleich bleibend hohen Tragekomfort auch einen stabilen Visus und eine gute Benetzung während der gesamten Tragezeit. Benz-G-Materialien sind mit einem Wassergehalt von 49 % (Benz G 3x) bis 72 % (Benz G 72 HW) erhältlich.
3.2 Aufbau und Anpassung der Contactlinsen-Rückfläche
Der Aufbau der Rückfläche aller weichen individuellen Galifa Contactlinsen ist identisch: An die sphärische Innen-Optik-Zone schliesst sich eine periphere, in vier Ausführungen erhältliche Abflachung an (siehe Abb. 2).
Abb. 2: Rückfläche einer weichen individuellen Contactlinse.
Der Durchmesser der Innen-Optik-Zone (IOZ) sowie die periphere Abflachung sind frei wählbar.
3.2.1 Anpassung der Basiskurve
Die Hornhautradien in Zusammenhang mit dem Hornhaut-Durchmesser sind entscheidend zur Ermittlung der Basiskurve der ersten Messlinse. Für die Materialien Benz G3x, Benz G4x und Benz G5x gilt:
∅CL = 14.00: Mittelwert der zentralen HH-Radien + 0.40 bis 0.60 mm
∅CL = 14.50: Mittelwert der zentralen HH-Radien + 0.50 bis 0.70 mm
Die Contactlinse muss zentrisch sitzen, sollte eher wenig Bewegung aufweisen, jedoch auf keinen Fall zu steil angepasst werden.
3.2.2 Wahl des Contactlinsen-Durchmessers
Der Gesamt-Durchmesser der ersten Messlinse sollte um ca. 2.0 mm grösser gewählt werden als der sichtbare horizontale Hornhaut-Durchmesser.
3.2.3 Wahl der Abflachung
Die Abflachung richtet sich nach dem Corneo-Skleral-Profil (CSP), d.h. nach dem Übergang von Cornea zu Sklera. Diesen Übergang teilten Gaggioni und Meier 1987 in fünf verschiedene Typen ein (siehe Abb. 3). Bei Galifa wurde die Bedeutung des CSP in die Gestaltung der Rückfläche weicher Contactlinsen umgesetzt. Die Rückfläche ist in vier verschiedenen Abflachungen erhältlich, wodurch der Anpasser gezielt auf die unterschiedlichen Formen eingehen kann.
Das häufigste CSP, das uns im mitteleuropäischen Raum begegnet, ist der fliessend tangentiale Übergang. Auf dieses Profil passt am besten eine weiche Contactlinse mit der Abflachung B. Sie ist die Standard-Abflachung und in über 90% der zu versorgenden Augen ideal.
Abb. 3: Die fünf Formen des Corneo-Skleral-Profil (CSP).
Beschrieben von Gaggioni und Meier, 1987.
3.2.4 Anpassung der Innen-Optik-Zone
Der Standard-Durchmesser der Innen-Optik-Zone (IOZ) beträgt 11.00 mm. Er eignet sich für durchschnittliche Hornhaut-Durchmesser von 11.30 – 12.20 mm. Bei grösseren oder kleineren Hornhaut-Durchmessern sollte sie um 0.50 mm kleiner als der sichtbare horizontale Cornea-Durchmesser gewählt werden. Geschieht dies nicht, kann es zu Sitzabweichungen durch ein falsches Verhältnis von IOZ zum Hornhaut-Durchmesser kommen (siehe Abb. 4a/4b/4c). Bei Modifikationen der IOZ ist die Änderung der Sagittaltiefe zu beachten.
Abb. 4a: Verhältnis der Innen-Optik-Zone (IOZ) zum Hornhaut-Durchmesser
IOZ ideal → guter zentrischer Contactlinsen-Sitz
Abb. 4b: Verhältnis der Innen-Optik-Zone (IOZ) zum Hornhaut-Durchmesser
IOZ zu klein → Contactlinse findet keinen Halt und dezentriert
Abb. 4c: Verhältnis der Innen-Optik-Zone (IOZ) zum Hornhaut-Durchmesser
IOZ zu gross → Contactlinse sitzt zu steil und schnürt auf der Bindehaut ggf. ein
3.3 Fernkorrektion und Addition
Die Fernwirkung der Vario/Vario Invers sollte der Brillenrefraktion – auf den HSA 0 umgerechnet – entsprechen. Vollkorrektion in Richtung plus ist Voraussetzung für eine hohe Erfolgsquote. Um Kontrasteinbussen mit dem System möglichst gering zu halten, empfehlen wir, auf dem Führungsauge Zylinder ab –0.50 dpt und auf dem nicht dominanten Auge ab –0.75 dpt zu korrigieren.
Die Addition ist bei der Vario/Vario Invers analog zur normalen Brillenglas-Bestimmung in Abhängigkeit von Alter, Akkommodationsbreite und gewünschter Leseentfernung zu wählen. Es bedarf bei der Vario/Vario Invers keiner explizit höheren Addition. Im Gegenteil: Überhöhte Additionen bringen in der Praxis keinen Erfolg.
3.4 Torisch prismatisch oder torisch dynamisch?
Torische individuelle Mehrstärkenlinsen sind in zwei Stabilisationssystemen erhältlich: torisch prismatisch (TP) oder torisch dynamisch (TD). Mit welchem Stabilisationssystem sich der beste Erfolg erzielen lässt, hängt ab von der Anatomie der vorderen Augenabschnitte und der erforderlichen Contactlinsen-Stärke. Nachfolgend die Entscheidungskriterien zum jeweiligen Stabilisationsprinzip:
Torisch prismatisch (TP) | Torisch dynamisch (TD) |
Auf der Vorderfläche der Contactlinse wird in 270° ein Prisma mit einem Standardwert von 1.25 cm/m aufgebracht, so dass die Contactlinse einen keilförmigen Querschnitt aufweist.
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Auf der Vorderfläche der Contactlinse befinden sich in 90 und 270° zwei ausgedünnte Zonen. Zusätzlich wird die Contactlinse an zwei Punkten im horizontalen Meridian verdickt.
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Einsatzgebiet:
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Einsatzgebiet:
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3.5 Vario oder Vario Invers?
Vario (Nahzone zentral) ist bis dato die Standardausführung. Diese Variante funktioniert gut bei mittleren bis grossen Pupillen und einem guten Pupillenspiel. Beim Lesen verengt sich die Pupille durch die Akkommodation und die idealen Lichtverhältnisse, so dass der im Zentrum angeordnete Nahbereich optimal ausgenutzt wird. Beim Sehen in der Ferne, bei Dämmerung oder bei schlechten Lichtverhältnissen wird der Fernbereich durch die dabei grösser werdende Pupille optimal ausgenutzt.
Bei sehr hohem Anspruch an die Sehleistung in der Ferne, bei sehr kleinen Pupillengrössen und geringem Pupillenspiel empfehlen wir die Anpassung einer Vario Invers auf dem Führungsauge – während das Begleitauge mit einer Vario versorgt wird, um die Nähe zu unterstützen. Die Vario Invers kommt auch dann zum Einsatz, wenn die Sehleistung in der Ferne trotz kleiner Nahzonen-Durchmesser mit einer Vario nicht zufriedenstellend ist.
3.6 Wahl des Durchmessers der zentralen Zone
Sowohl bei der Vario als auch bei der Vario Invers liegt der Schlüssel zum Erfolg in der richtigen Wahl der zentralen Zonen-Durchmesser. Wir haben gute Erfahrungen mit unterschiedlichen Zonen-Durchmessern für Führungsauge und Begleitauge gemacht. Basis für die Wahl der richtigen Zonengrössen sind die Pupillengrössen bei Raumbeleuchtung. Untersuchungen haben gezeigt, dass unscharfe Bilder dann unterdrückt werden können, wenn ca. 2/3 der Pupille durch die optische Wirkung bedeckt ist, die für die momentane Sehaufgabe benötigt wird.
Beispiel: Beim Lesen sollten Zweidrittel der Pupille vom Nahbereich bedeckt sein. Dann kann das Drittel der Bilder, das durch den Fernbereich erzeugt wird, unterdrückt werden. Je nach Pupillengrösse lässt sich die Grösse der zentralen Zone optimal und individuell anpassen. In der Praxis haben sich folgende Regeln bewährt:
Vario | Vario Invers | |
Pupillengrösse ≥ 3.50 mm | ||
FA | NZ 2.50 mm | FZ 3.50 mm |
BA | NZ 2.75 mm | FZ 3.25 mm |
Pupillengrösse < 3.50 mm | ||
FA | NZ 2.25 mm | FZ 3.25 mm |
BA | NZ 2.50 mm | FZ 3.00 mm |
FA = Führungsauge
BA = Begleitauge
FZ = Fernzone
NZ = Nahzone
3.7 Der Zentrierkreis zur Funktionskontrolle
Vario und Vario Invers sind mit der Option „Zentrierkreis“ erhältlich. Das bedeutet, dass die zentrale Zone graviert wird (siehe Abb. 5). Dadurch ist es möglich die Lage und die Grösse der Nah- bzw. Fernzone dynamisch bei aufgesetzter Linse zu beurteilen. Denn: Nicht immer, wenn die Contactlinse zentrisch sitzt, ist auch die zentrale Zone zur Pupille zentriert.
Abb. 5: Vario mit Zentrierkreis
Bei vielen Augen befindet sich die Pupille nicht exakt in der Mitte der Cornea. Häufig ist sie nasal dezentriert (siehe Abb. 7a/7b). Durch die Gravur der zentralen Zone sind bereits kleinste Dezentrationen zur Pupille zu erkennen.
Ein optimales Sehergebnis mit der Vario/Vario Invers setzt eine exakte Zentrierung der zentralen Zone zur Pupille voraus (siehe Abb. 6). Bereits geringste Abweichungen können die Funktionalität der Vario/ Vario Invers beeinträchtigen. Häufig ist eine horizontale Dezentration der zentralen Zone die Ursache für eine unzureichende Sehqualität in der Ferne und/oder in der Nähe. Hier bringt auch eine Veränderung des zentralen Zonendurchmessers meist kein zufriedenstellendes Sehergebnis in allen Entfernungen.
Abb. 6: Idealfall: zentrale Zone (weiss markiert) ist zentriert vor der Pupille.
Abb. 7a und 7b zeigen eine Vario mit temporal zur Pupille versetzter Nahzone. Die Fernsicht ist in so einem Fall meist zufriedenstellend, die Nahsicht aber nicht akzeptabel. Eine Vergrösserung der Nahzone verbessert zwar das Sehen in der Nähe, jedoch zu Lasten der Ferne. Doppelkonturen bzw. Schatten in der Ferne und/oder Nähe werden bei dieser Konstellation häufig beobachtet.
Abb. 7a: Nasale Dezentration der Pupille und dadurch…
Abb. 7b:…horizontale Dezentration der zentralen Zone
Eine Dezentration nach unten zeigt sich eher selten und ergibt sich meist durch einen Tiefsitz der Contactlinse. Bei Verwendung einer Vario ist in diesem Fall mit einem guten Fern- und einem schlechten Nahvisus zur rechnen. Kann der Linsensitz nicht verbessert werden, erzielt man durch eine Vergrösserung der Nahzone meist eine Verbesserung des Nahvisus, ohne die Ferne zu stark zu beeinträchtigen.
Ein weiterer Vorteil des Zentrierkreises besteht darin, dass sich die Grösse der zentralen Zone im Verhältnis zum Pupillendurchmesser beurteilen lässt. Dazu muss die Beleuchtung der Spaltlampe möglichst dunkel gewählt werden. Um den Durchmesser der zentralen Zone festzulegen, ist die Funktionsprüfung mit aufgesetzten Contactlinsen jedoch der deutlich bessere Weg (siehe Kapitel 3.8.3).
Zentrierkreise beeinträchtigen den Tragekomfort nicht – und nur sehr selten den Visus. Sie können sowohl auf Messlinsen als auch auf Rezeptlinsen angebracht werden, um die Zentrierung der Nah-/Fernzone zur Pupille zu überprüfen.
3.8 Vorgehen bei der Anpassung in der Praxis
Wie bei jeder Contactlinsen-Anpassung werden im Vorfeld alle relevanten Parameter wie Refraktion, Hornhautradien, Hornhaut-Durchmesser, Lidverhältnisse usw. festgelegt. Zusätzlich ist die Bestimmung des Führungsauges und des Pupillendurchmessers bei normaler Raumbeleuchtung notwendig.
3.8.1 Premium Service und Anpass-Assistent
Nach Ermittlung der Messdaten berechnet der Hersteller die erste Contactlinse (Premium Service) – oder man bestimmt die Linse mit Hilfe des Anpass-Assistenten (Contactlinsen-Berechnungsprogramm) selber. Der Vorteil für den Anpasser: Bereits die erste Linse wird individuell für den Kunden gefertigt.
3.8.2 Anpasssatz
Mit dem Vario/Vario Invers Anpasssatz kann gleich beim ersten Termin das Sehen mit Multifokallinsen demonstriert sowie die Funktionalität und Erfolgsaussichten abgeschätzt werden. Wir empfehlen die Anpasslinsen mit einem Fernwert in plan, einer Addition 2.00, mit zwei verschiedenen Zonengrössen und einer Gravur der zentralen Zone zu bestellen.
Bei Vario wählt man mit Vorteil die kleinere Nahzone für das Führungsauge und die grössere Nahzone für das Begleitauge. Bei der Anpassung der Vario Invers wird die grössere Fernzone am Führungsauge und die kleinere am Begleitauge eingesetzt.
Vor der Funktionsprüfung sollten Contactlinsensitz und Bewegungsverhalten optimal und die Lage der zentralen Zone vor der Pupille bekannt sein. Anschliessend wird der Visus in Ferne und Nähe geprüft. Wenn man mit Anpasslinsen (Fernwirkung plan) arbeitet, wird über diese die aktuelle Fernkorrektur (Messbrille oder eigene Fernbrille) gesetzt. Am besten testet man den Visus zuerst binokular für beide Entfernungen, dann monokular. Ist der Fernvisus am Führungsauge deutlich besser und der Nahvisus deutlich schlechter als am Begleitauge, ist das der erste Hinweis darauf, dass das System funktioniert.
Gute Aussichten auf Erfolg liegen vor, wenn:
- der spontane binokulare Fernvisus eine Visusstufe unter dem bestmöglichen Visus mit optimaler Korrektur liegt und der spontane Nahvisus 0.60 beträgt
- am Führungsauge der Fernvisus deutlich besser und der Nahvisus deutlich schlechter ist als auf dem Begleitauge
- die Nah-/ Fernzone zentriert vor der Pupille liegt
4 Troubleshooting
Der Schlüssel zum Erfolg bei der Anpassung der Vario beider Ausführungen liegt neben der optimal angepassten Rückfläche in der individuellen Wahl der Zonengrössen. Eine gute und sichere Zentrierung der Contactlinse ist entscheidend. Schon bei leichter Dezentrierung treten astigmatische Fehler auf, welche die Sehqualität beeinflussen. Zeigt sich bei der Kontrolle ein reduzierter Visus in einer oder mehreren Entfernungen, sollten im Vorfeld folgende Punkte zunächst als Ursache für die unzufriedenstellende Sehqualität ausgeschlossen werden:
- Schlechte Sehleistung aufgrund eines dezentrierten Sitzverhaltens?
- Schlechte Sehleistung aufgrund schlechter Benetzung des Materials?
- Schlechte Sehleistung aufgrund zu steiler Anpassung und infolgedessen Verzug der Oberfläche?
- Schlechte Sehleistung aufgrund zu flacher Anpassung und infolgedessen eine zu hohe Bewegung der Contactlinse?
- Verminderte Sehleistung aufgrund einer Restrefraktion, z.B. bei torischen Contactlinsen aufgrund abweichender Stabilisation?
Grundlegend gilt: Zuerst muss die Rückfläche optimal angepasst werden, um stabile Seheindrücke zu erhalten.
Stimmen die Rahmenbedingungen der Anpassung bezogen auf o.g. Punkte und zeigen sich dennoch unzureichende Sehschärfen, ist wie folgt beschrieben vorzugehen. Soll der Nahvisus verbessert werden, vergrössert man die Nahzone bei der Vario um 0.25 mm oder verkleinert die Fernzone bei der Vario Invers um 0.25 mm.
Falls der Fernvisus besser werden soll, ist eine Verkleinerung der Nahzone um 0.25 mm bei der Vario und eine Vergrösserung der Fernzone um 0.25 mm bei der Vario Invers nötig. Ob diese Veränderung an beiden Linsen vorgenommen wird oder nur an einer, hängt von der subjektiven Sehleistung in den benötigten Entfernungen ab. Entscheidend bei der Wahl der Durchmesser für die Nah-/ Fernzone ist der subjektive Seheindruck des Kunden und seine individuellen Sehbedürfnisse.
Vario
|
Vario Invers
|
|
Ferne sehr gut / Nähe nicht akzeptabel | ||
FA |
NZ +0.25
|
FZ -0.25
|
BA |
NZ +0.25
|
FZ -0.25
|
Ferne gut / Nähe muss verbessert werden | ||
FA |
belassen
|
belassen
|
BA |
NZ +0.25
|
FZ -0.25
|
Ferne schlecht / Nähe sehr gut | ||
FA |
NZ -0.25
|
FZ +0.25
|
BA |
NZ -0.25
|
FZ +0.25
|
Ferne muss verbessert werden / Nähe gut | ||
FA |
NZ -0.25
|
FZ +0.25
|
BA |
belassen
|
belassen
|
FA = Führungsauge
BA = Begleitauge
+0.25 mm = Durchmesser der zentralen Zone um 0.25 mm vergrössern
-0.25 mm = Durchmesser der zentralen Zone um 0.25 mm verkleinern
FZ = Fernzone
NZ = Nahzone
Wenn der Kunde über Probleme beim Sehen in der Zwischendistanz klagt, gibt es verschiedene Optimierungsmöglichkeiten. Zunächst ist binokular zu prüfen, wie er reagiert, wenn er vor dem Begleitauge +0.75 bis +1.00 dpt hat. Die Ferne sollte nicht erheblich schlechter, dafür aber das Sehen in der PC-Distanz deutlich besser werden. Wenn das der Fall ist, wird die Contactlinse für das Begleitauge mit dem entsprechend schwächerem Fernwert und der korrigierten Addition bestellt.
Beispiel:
Refraktion | Bestellung |
RA –2.00 Add 2.00 (FA) | RA –2.00 Add 2.00 |
LA –2.00 Add 2.00 | LA –1.00 Add 1.00 |
Eine weitere Option zur Verbesserung des Sehens in der Zwischendistanz ist die individuelle Gestaltung der Zonenverhältnisse. Wie bereits beschrieben besteht die zentrale Zone aus 80 % Nah- bzw. Fernwirkung und 20 % Zwischendistanz. Dieses Verhältnis kann bei Bedarf zugunsten der Zwischendistanz verändert werden, z. B. 65 % Nah- bzw. Fernwirkung und 35 % Zwischendistanz.
5 Zusammenfassung
Mit dem System Vario/Vario Invers bieten wir Ihnen weiche Mehrstärken-Contactlinsen, mit denen Sie auf die Bedürfnisse Ihrer Contactlinsen-Träger eingehen können. Aufgrund maximaler Parametervielfalt und vielseitiger Möglichkeiten in der Anpassung, können Sie auf die speziellen Anforderungen Ihrer Kunden eingehen und durch individuelle Modifikationen die Erfolgschancen massgeblich erhöhen. Durch die Anpassung und Abgabe individueller Contactlinsen profilieren Sie sich als Contactlinsen-Spezialist und erreichen eine höhere Kundenbindung.
Autorin und weitere Informationen
Nora Bretschneider, bretschneider@galifa.ch
c/o Galifa
Contactlinsen AG
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