Kontaktlinsen und Sport – eine ideale Partnerschaft

Sport verbindet, denn er besitzt in unserer Gesellschaft ein hohes Integrationspotential. Sport schafft auch Märkte, denn mit über 1,6 Millionen organisierten Sportlern in Österreich stellt er einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor dar. Für das erfolgreiche Betreiben einer Sportart ist die Korrektion einer Fehlsichtigkeit meist unumgänglich. Mit einer Brille sind jedoch viele Sportarten kaum möglich ­ man denke nur an die große Gruppe der Kontaktsportarten.

Wer immer Sport betreibt, tut dies aus unterschiedlicher
Motivation: Breitensportler stellen Gesundheit und Spaß in den Vordergrund,
während Leistungssportler primär den Erfolg, meist mit professioneller
Trainerunterstützung anstreben. Für Vereinssportler stehen Geselligkeit,
Erfahrungsaustausch oder auch andere Vereinsangebote oft an erster
Stelle. Individualsportler besitzen oft kein festes Trainingsschema
und sind durch Kommunikationsmaßnahmen schwer erreichbar, da sie
nicht vereinsgebunden Sport betreiben.

Das Sehen

Sehen kontrolliert bis zu 95 % aller Bewegungen.
Diese Bedeutung wird weitgehend verkannt, denn ca. 90 % der Sportverbände
bieten ihren Mitgliedern keine routinemäßige Sehprüfung an. Erwiesenermaßen
ist eine deutliche Leistungssteigerung durch besseres Sehen möglich,
und dementsprechend findet man unter Hochleistungssportlern keine
stark Fehlsichtigen.

Man unterscheidet das zentrale Sehen,
dieses wird auch als Nonien-Sehschärfe bezeichnet. Die zentrale
Sehschärfe spielt beim Tagessehen, beim Farbsehen oder beim
Kontrastsehen eine wichtige Rolle und ist für Sportler mit
hohen Sehanforderungen entscheidend. Beim statischen Sehen
erkennt man unbewegte Objekte. Es steht beim anpeilen (z. B. Zielwürfe)
im Vordergrund, spielt jedoch bei vielen Ballsportarten nur eine
untergeordnete Rolle. Bei allen Sportarten mit schnell bewegten
Objekten steht das dynamische Sehen im Mittelpunkt.
Je kleiner und schneller das Objekt ist, desto wichtiger wird das
dynamische Sehen. Interessant ist, daß bei Sportlern das dynamische
Sehen besser ausgebildet ist als im Bevölkerungsdurchschnitt.
Zum räumlichen Sehen kommt es durch die Fusion
der durch zentrales und statisches Sehen gewonnenen monokularen
Seheindrücke zu einem räumlichen Bild. Das räumliche
Sehen ist bis zu einer Entfernung von circa 30m von Bedeutung und
ermöglicht eine sichere Entfernungsabschätzung.

Physiologische Aspekte

Der Hauptnährstoff des Körpers ist Glukose
(Traubenzucker). Diese wird zu Glykogen (ähnlich Stärke)
verarbeitet und in der Leber, im Muskelgewebe und der Cornea gespeichert.
Bei Nährstoffbedarf wird Glykogen wieder in Glukose gespalten
(verbrannt). Die gewonnene Energie dient dem Aufbau und Erhalt des
Körpers, der Fortbewegung und Regeneration. Ein Teil der Energie
wird in Wärme umgewandelt.

Man unterscheidet zwei Arten der Energiegewinnung:

  1. Aerober Soffwechsel Energie wird mit
    Hilfe von Sauerstoff gewonnen. Aus einer Einheit Glucose entstehen
    dabei 36 Einheiten Energie.
  2. Anaerober Soffwechsel Energiegewinnung
    ohne Sauerstoff. Es resultieren aus einer Einheit Glukose nur
    zwei Einheiten Energie. Milchsäure („Lactat“) bleibt bei dieser
    Form der Energiegewinnung zurück und macht das Gewebe „sauer“.

Das bedeutet: Unter anaeroben
Bedingungen und starker Belastung (hohem Energiebedarf) leert sich
der Glykogenspeicher sehr schnell. Die Folgen sind "Muskelkater"
und am Auge Hornhauttrübungen durch Ödembildung.

Energiegewinnung der Hornhaut

Die Corneazellen haben einen sehr hohen Energiebedarf,
d. h. ihr Glukoseverbrauch ist entsprechend hoch. Da der Stoffwechsel
der Cornea schon unter Normalbedingungen zu etwa 85 % anaerob erfolgt,
wird viel Milchsäure gebildet. Ein intakter Hornhautstoffwechsel
führt zu einer Hornhauttransparenz. Die Cornea ist dann zu
72-78% hydriert. Eine Veränderung der Hornhauttransparenz (Ödeme)
kommt durch Sauerstoff- oder Glukosemangel zustande, und dies kann
zu einer Visusabnahme führen.
Da die Cornea ein avaskuläres Gewebe (dh. keine Gefäße
enthält) ist, müssen die vorderen Cornea-Segmente durch
den atmosphärischen Sauerstoff versorgt werden. Das Endothel
und das tiefere Stroma werden dagegen durch das Kammerwasser der
vorderen Augenkammer versorgt.

Physiologie der Hornhaut und Kontaktlinsen

Wichtig für das Kontaktlinsentragen sind zwei physiologische
Parameter:
-> Sauerstoffgehalt der Luft
-> intrastromaler pH-Wert

Der Sauerstoffgehalt der
Luft beträgt ca. 21%. Beim Kontaktlinsenträger reduziert sich der
Sauerstoffgehalt an der Cornea auf ca. 8-15%. Das bedeutet folglich
eine Verstärkung des anaeroben Stoffwechsels. Beim geschlossenen
Auge verringert sich dieser Wert sogar auf ca. 7-8%. Die Ödemgrenze
liegt zwischen 7-13%.

Der intrastromale pH-Wert beim geöffneten
Auge beträgt ca. pH 7,54. Beim Tragen von PMMA-Kontaktlinsen kann
sich dieser Wert auf pH 7,1 reduzieren. Moderne Kontaktlinsenmaterialien
führen zu intrastromalen pH-Werten zwischen pH 7,32 und 7,45.
Die Ödemgrenze liegt hier bei einem pH-Wert von ca. 7,3. Sportliche
Aktivitäten senken den pH-Wert der Cornea zusätzlich durch vermehrt
„saure“ Stoffwechselprodukte (Milchsäure). Das bedeutet: die Ernährungssituation
der Cornea wird beim Tragen von Kontaktlinsen und gleichzeitigem
Betreiben einer sportlichen Aktivität erschwert. Erste Anzeichen
zur Ödembildung sind zystoide Veränderungen in Epithel und Endothel
(Blebs). Es kommt zu einer Hydratisierung der Cornea, die Folge
ist ein Ödem.

Welche generellen
Vorteile bieten Kontaktlinsen beim Sport?

  • Während die Brille alle Gegenstände stark
    vergrößert oder verkleinert, sind diese Effekte bei Kontaktlinsen
    geringer ausgeprägt.
  • Ihr Blickfeld wird nicht durch eine Brillenfassung
    eingeengt.
  • Je stärker das Brillenglas, um so unschärfer
    die Abbildung am Rand. Kontaktlinsen verschaffen dagegen immer
    und überall klare „Rundum-Sicht“.
  • Kontaktlinsen sind allen Aktivitäten und
    Bewegungen gewachsen.
  • Kontaktlinsen beschlagen, verstauben oder
    zerbrechen nicht.

Nicht nur beim Sport stehen
diese Vorteile im Mittelpunkt ­ es stellt sich somit nicht die Frage
„Brille oder Kontaktlinse“, sondern es kann nur „Brille und Kontaktlinse“
heißen.

DIE Sportkontaktlinse gibt
es allerdings nicht. Die wichtigsten Voraussetzungen beim Tragen
von Kontaktlinsen und Betreiben einer Sportart sind:

  • hoher Tragekomfort
  • einfache Handhabung
  • ausführliche Beratung
  • rechtzeitiges Aufsetzen; man denke nur
    an die unterschiedlichen Netzhautbilder beim Wechsel von der Brille
    zur Kontaktlinse bzw. an staubige Umgebung
  • sorgfältige und konsequente Kontaktlinsenhygiene.

Grundsätzlich sind moderne
formstabile Kontaktlinsen zum Sport geeignet. Die Cornea wird sehr
gut mit Sauerstoff versorgt, und der Visus bleibt stabil. Vorsichtig
sollte man jedoch bei Wassersportarten (Verlustgefahr) oder beim
Sport in staubiger Umgebung sein. Ein Nachteil der formstabilen
Kontaktlinsen ist die relativ lange Eingewöhnungszeit, d. h. ein
Gelegenheitstragen ist hier meist nicht möglich.

Der Vorteil von weichen,
hydrophilen Kontaktlinsen liegt in der guten Spontanverträglichkeit.
Weichlinsen bedürfen „keiner“ Eingewöhnungszeit und können daher
auch "nur" zum Sport getragen werden.
Wenn hydrophile Kontaktlinsen zum Sport getragen werden, sollten
sie eine hohe Sauerstoffpermeabilität besitzen, damit der Metabolismus
der Cornea nicht unnötig gestört wird. Da die hohe Sauerstoffpermeabilität
oft mit einem hohen Wassergehalt der Kontaktlinsen verbunden ist,
neigen hochhydrophile Kontaktlinsen ­ vor allem unter Extrembelastungen
wie beim Sport ­ verstärkt zu Ablagerungen. Hier ist eine gewissenhafte,
konsequente Kontaktlinsenhygiene mit allen Pflegeschritten notwendig.

Kontaktlinsenhygiene
& Sport

Die klassischen fünf
Kontaktlinsenhygieneschritte sind: Reinigung, Desinfektion, Abspülen
und Aufbewahrung, Proteinentfernung und (Nach-)Benetzung der Kontaktlinsen.

Mit Hilfe der manuelle Oberflächenreinigung
entfernt man Lipide, Mucine, die aus dem Tränenfilm stammen, aber
auch Stoffwechselprodukte und Detritus, die bei einem erhöhten Metabolismus
verstärkt anfallen.
Eine sichere Desinfektion der Kontaktlinsen tötet alle augenpathogen
Mikroorganismen ab und ist somit der wichtigste Schritt in der Kontaktlinsenhygiene.
Gerade beim Sport benötigen wir Desinfektionssysteme die die höchsten
Anforderungen erfüllen, denn in feuchter und warmer Umgebung können
sich Mikroorganismen in besonderem Maße vermehren. Hier ist man
mit einem 3%igen Wasserstoffperoxidsystem und einer Desinfektionszeit
von 20 Minuten auf der sicheren Seite – idealerweise, als Beitrag
zur Augengesundheit, ohne Konservierungsstoff-Zusätze.
Wenn Kontaktlinsen nur gelegentlich zum Sport getragen werden, ist
eine All-in-One-Lösung, wie z.B. Complete MoisturePlus™, die
erste Wahl. Man sollte darauf achten, dass die Desinfektion der
Kontaktlinsen mit Hilfe von modernen Konservierungsstoffen, wie
z.B. PHMB, erfolgt. Von großem Vorteil ist es, wenn die Einflaschenlösung
benetzende Komponenten durch HPMC und PG enthält und es zu einer
Proteinablösung locker anhaftender Proteine von der Kontaktlinsenoberfläche
kommt.

Complete RapidCare

Besonders gut für Sportler
geeignet ist die Kombination von Complete MoisturePlus™ und
den neuen Kontraktlinsenreinigungsgerät Complete RapidCare™.

Proteinablagerungen auf Kontaktlinsen
sind unvermeidbar, da Proteine natürlicher Bestandteil des Tränenfilms
sind. Falls Sportler Eiweißpräparate zu sich nehmen kann es hier
in besonderem Maße zu Proteinablagerungen kommen. Festanhaftende,
denaturierte Proteinablagerungen reduzieren den Tragekomfort und
die Sauerstoffdurchlässigkeit der Kontaktlinse. Typische Symptome
sind: Jucken, Kratzen, Brennen, Rötung der Augen, Visusabnahme bis
hin zur Gigantopapillären Conjunctivitis (GPC). Eine regelmäßige
Proteinentfernung, d.h. einmal pro Woche, mit einem enzymatischen
Reiniger entfernt die Proteine auf sanfte, materialschonende und
verträgliche Weise. Das derzeit effektivste Enzym ist das Subtilisin
A, das aus dem Bakterium Bacillus licheniformis gewonnen wird.

Nachbenetzung und Rehydratation
der Kontaktlinsen – wie z.B. durch die Blink™ Produkte – sind
gerade beim Sport sehr wichtig. Hierdurch wird das subjektive Empfinden
(die Verträglichkeit) verbessert. Darüber hinaus wird die Sauerstofftransmissibilität
durch Rehydratation der Kontaktlinse erhöht bzw. wieder auf den
Ausgangswert (Normalwert) gehoben.

Blink Eyedrops

Weitere wichtige Hygieneschritte
sind die Behälterhygiene, die Deckeldesinfektion und die Handhygiene.
Auf keinen Fall sollten Kontaktlinsen mit Leitungswasser abgespült
werden.

Bei Austauschsystemen sollten
die Austauschintervalle individuell vom Kontaktlinsenspezialisten
mit dem Träger abgestimmt werden. Auf gar keinen Fall darf bei diesem
Kontaktlinsentyp die Kontaktlinsenhygiene vernachlässigt werden.

Trägerpotentiale

Wie groß ist nun für den
Kontaktlinsenspezialisten das Potential für Kontaktlinsenanpassungen?

Die österreichische
Bundessportorganisation weist insgesamt über 1,6 Millionen
Mitglieder auf. Darunter befinden sich schätzungsweise 800.000
Fehlsichtige, die fast ausschließlich der idealen Kontaktlinsenkundengruppe
angehören, denn sie sind jugendlich, aktiv, dynamisch und offen.

Um als Kontaktlinsenspezialist
sich nun dieses große Trägerpotential erschließen zu können, stellen
Werbeanzeigen in Vereinsblättern ein durchaus wirksames Instrument
dar. Auch das Auslegen von Informationsmaterial, Visitenkarten oder
ähnlichem bei Vereinsveranstaltungn kann werbewirksam sein. Aktionstage
und Informationsabende anzubieten oder Sehtests für Sportler durchzuführen
sind weitere Möglichkeiten um auf sich als kompetenten Kontaktlinsen-Anpasser
aufmerksam zu machen.

Fazit:

Sport und Kontaktlinse
sind eine ideale Partnerschaft – vorausgesetzt eine ausführliche
Beratung erfolgte und die besondere Ernährungssituation der Cornea
und die Sportart durch die Wahl der Kontaktlinse berücksichtigt wird. Schlussendlich ist eine vielleicht noch konsequentere Kontaktlinsenhygiene
als wesentlicher Faktor für das erfolgreiche Kontaktlinsentragen
stärker zu berücksichtigen.

Autoren des Artikels:

Sibylle Scholtz
eMail: Sibylle.Scholtz@amo-inc.com

Professional Service Manager Eye Care / Surgical
Germany / Austria / Switzerland
Frank Skowronek
eMail: frank.skowronek@amo-inc.com
Dipl. Biologe

Tel. 0049 – 7243 729 333
Fax. 0049 – 7243 729 335

Literatur:

  • Jendrusch, Gernot, Gutes Sehen als
    Voraussetzung für sportlichen Erfolg? Optometrie 3/98
  • Spinell, Michael R., Contact Lenses
    for Athletes, Optometry Clin 1993; 3(1): 57-76
  • Kneer, I. A., Die richtige Kontaktlinse
    zum richtigen Sport, Contactologia 19 (1997)
  • Geyer, Hans-U., Kontaktlinsen beim
    Sport, die Kontaktlinse 4/95
  • Sehen und Ballsportarten, DOZ 3/97
  • Dieter Schnell, Bundesinstitut für
    Sportwissenschaften und Deutscher Sportbund – Bereich Leistungssport
    (BL), Das kann in´s Auge gehen…, Bundesinstitut für Sportwissenschaft,
    ISBN 3-89001-105-5 5