Neu: massgefertigte Contactlinsen aus Silikon Hydrogel

Trockenheitsgefühl, gerötete, juckende Augen und mangelnder Tragekomfort gehören zu den Problemen, mit denen wir in der täglichen Anpasspraxis am häufigsten konfrontiert werden. Für den Contactlinsen-Träger führen Einschränkungen im Tragekomfort zu reduzierter Tragezeit bzw. machen das Tragen von Contactlinsen unmöglich. Sucht man nach den Hauptursachen, die zum Abbruch von Contactlinsentragen führen, findet man erwartungsgemäss an erster Stelle mangelnden Komfort, Trockenheitsgefühl und gerötete Augen. Dies zeigt sich auch in einer Studie von Pitchard et. al (1999) 1.

Maximaler Tragekomfort – minimale Ausstiegsquote

Um langfristig einen zufriedenen Contactlinsen-Träger als Kunden zu gewinnen, muss neben der Sehqualität vor allem der Tragekomfort dauerhaft sichergestellt sein. Gleichermassen entscheidend für den Erfolg einer Anpassung sind dabei der Sitz der Contactlinsen, die richtige Wahl des Contactlinsen-Materials und die richtige Pflege.

Auf die richtige Materialwahl kommt es an

Voraussetzungen für einen dauerhaft guten Tragekomfort bei hydrogelen Contactlinsen sind:

  • gleichbleibend gutes Sitzverhalten der Contactlinsen bei stabilen Parametern in der Tragesituation
  • möglichst geringer Wasserverlust beim Tragen der Contactlinsen am Auge
  • gute Benetzung
  • geringe Ablagerungsneigung
  • ausreichende Sauerstoffdurchlässigkeit

Betrachtet man die einzelnen Punkte, wird deutlich, wie stark der Einfluss des Materials bei der Anpassung von weichen Contactlinsen auf den Anpasserfolg ist. Das Material bei hydrogelen Contactlinsen beeinflusst jeden der o.g. Punkte, inklusive dem Sitzverhalten der Contactlinsen am Auge und der Parameterstabilität.

Trockenheitsgefühl und mangelnder Tragekomfort sind häufig die Folge von Dehydrierung hydrogeler Contactlinsen in der Tragesituation. Je nach Zusammensetzung des Weichlinsenmaterials und in Abhängigkeit von der Tränenmenge des Trägers dehydrieren weiche, hydrogele Contactlinsen weniger oder mehr am Auge. Der Wasserverlust führt zur Veränderung des Sitzverhaltens der Contactlinsen. Durch das Dehydrieren neigen hydrogele Contactlinsen am Auge zum Versteilen, die Beweglichkeit wird reduziert oder ganz aufgehoben. Neben der Verschlechterung des Sitzverhaltens wird durch den Wasserverlust bei rein hydrogelen Contactlinsen (ohne Silikonanteile) zusätzlich die Sauerstoff-Durchlässigkeit vermindert. Ein Hauptziel bei weichen, hydrogelen Contactlinsen-Materialien besteht deshalb darin, den Wasserverlust in vivo möglichst gering zu halten.

Minimaler Wasserverlust in der Tragesituation

Die Wasseraufnahme bei hydrogelen Contactlinsen erfolgt zu einem grossen Teil durch polare Gruppen, die das Wasser über zwischenmolekulare Kräfte an das Polymer binden. Eine besondere Bedeutung unter den polaren Gruppen, die bei hydrogelen Contactlinsen Verwendung finden, kommt den OH-Gruppen zu, da sie ein sehr hohes Wasserbindungsvermögen aufweisen. Freie OH-Gruppen kommen bei HEMA (Hydroxyethylmethacrylat) und GMA (Glycerolmethacrylat) vor 2.

Benz-G Materialien sind Copolymere aus HEMA und GMA (siehe Abbildung 1). Hersteller und Entwickler der bekannten Benz-G Materialien ist Benz Research & Development in Sarasota/Florida. Die Wasserbindung bei Benz-G Materialien erfolgt ausschliesslich durch freie OH-Gruppen. Daraus resultiert das hervorragende Wasserbindungsvermögen der Benz-G Materialien. Contactlinsen aus Benz-G Materialien verlieren kaum Wasser in der Tragesituation (Wasserverlust < 0.5%)3 und bleiben deshalb in ihren Parametern stabil.

Monomere Bausteine Kontaktlinsen
Abbildung 1: Monomere Bausteine von
Benz-G Materialien sind HEMA und GMA.
Der hohe Anteil an OH-Gruppen im Polymer
ist verantwortlich für das hervorragende
Wasserbindungsvermögen der Benz-G
Materialien.

Abbildung 2 zeigt drei hydrogele Contactlinsen-Materialien und deren Verhalten bei Veränderungen der Temperatur im Vergleich. Benz-G 5X (HEMA/GMA Copolymer mit 59% Wassergehalt) und HEMA bleiben auch bei steigender Temperatur konstant bzgl. der Basiskurve. Beim konventionellen Vergleichsmaterial (Benz 55 als Copolymer aus HEMA und NVP (N-Vinylpyrrolidon)) kommt es aufgrund des geringeren Wasserbindungsvermögens zu einer deutlichen Versteilung der Basiskurve bei steigender Temperatur.

Kontaktlinsen Temperaturveränderungen
Abbildung 2: Veränderungen der Basiskurve in Abhängigkeit von
der Temperatur – 3 Materialien im Vergleich
(Quelle: Benz Research & Development 2001)

Vorteile der Benz-G Materialien

Aufgrund des hervorragenden Wasserbindungsvermögens der Benz-G Materialien ergeben sich für den Contactlinsenträger deutliche Vorteile gegenüber konventionellen Weichlinsen-Materialien. Der Tragekomfort mit Contactlinsen aus Benz-G Materialien ist während des Tages konstant. Auch bei kritischen Umfeldbedingungen wie z.B. am Bildschirm oder in klimatisierten Räumen bieten Benz-G Materialien einen deutlich verbesserten Tragekomfort. Contactlinsen aus Benz-G Materialien zählen deshalb zu den Materialien der Wahl wenn es darum geht, Problemen mit Trockenheit und mangelndem Tragekomfort entgegenzuwirken.

Die folgende Tabelle zeigt die vier Benz-G Materialien und deren Eigenschaften im Überblick, aus denen Sie bei Galifa Contactlinsen bestellen können.

Material
Benz-G
3X
Benz-G
4X
Benz-G
5X ES
Benz-G
72 HW
Wassergehalt
49%
54%
59%
72%
DK-Wert
15
21
24
42
Ionizität
nicht
ionisch
nicht
ionisch
nicht
ionisch
ionisch

Abbildung 3: Übersicht über die verschiedenen Benz-G Materialien, die Sie bei Galifa bestellen können

Neu von Contamac:
Silikon Hydrogel „Definitive™“ (SH 74)

Eine ganz neue Option bei der Materialwahl von weichen, individuell gefertigten Contactlinsen stellt das vor kurzem auf den Markt gekommene Silikon Hydrogel „Definitive™“ von Contamac Ltd dar. Contamac zählt zu den führenden Unternehmen in der Entwicklung von Spezialpolymeren und hat seinen Hauptsitz in Saffron Walden (Nähe Cambridge).

Mit der Entwicklung des neuen, hochwasserhaltigen Silikon Hydrogels „Definitive™“ ist es Contamac gelungen, ein Weichlinsenmaterial herzustellen, das gegenüber konventionellen Materialien eine gesteigerte Sauerstoffdurchlässigkeit aufweist bei gleichzeitig guten Benetzungseigenschaften. Contactlinsen aus dem neuen Material „Definitive™“ können mit den gängigen Herstellungsverfahren für individuelle, weiche Contactlinsen produziert werden. Ein Hauptvorteil des neuen Silikon Hydrogel-Materials besteht darin, dass die Oberfläche eine sehr gute Benetzung aufweist und dabei keine zusätzliche Oberflächenbehandlung der Contactlinsen notwendig ist. Die folgende Tabelle zeigt die wichtigsten Eigenschaften des neuen Materials im Überblick.

Material
Contamac „Definitive™“
Wassergehalt
74%
DK-Wert
60
Ionizität
nicht ionisch
Abbildung 4: Eigenschaften des neuen Silikon Hydrogels „DefinitiveTM“ von Contamac Ltd

Optimale Kombination aus verbesserter Sauerstoffdurchlässigkeit und guter Benetzung

Mit einem DK-Wert von 60 weist das neue, individuell fertigbare Silikon Hydrogel-Material „Definitive™“ eine deutlich höhere Sauerstoffdurchlässigkeit auf als konventionelle, hydrogele Weichlinsenmaterialien. Abbildungen 5 und 6 zeigen das neue Material „Definitive™“ im Vergleich zu anderen Silikon Hydrogelen. Auffällig ist vor allem der geringe Modulus des neuen Materials. Durch den hohen Wassergehalt von 74% ist „Definitive™“ das weichste der hier aufgeführten Silikon Hydrogele (Abb. 6 Vergleich des Modulus/ Steifheit der Materialien). Die besondere Weichheit des Materials macht Contactlinsen aus dem neuen Material „Definitive™“ spontan sehr komfortabel.

DK Wert Silikonhydrogele
Abbildung 5: Sauerstoffdurchlässigkeit des neuen, individuell fertigbaren
Silikon Hydrogel-Materials „Definitive™“ von Contamac im Vergleich zu
anderen Silikon Hydrogelen (Quelle: Contamac Ltd)

Silikonhydrogele Modulus
Abbildung 6: Modulus (Steifheit) des neuen, individuell fertigbaren
Silikon Hydrogel-Materials „Definitive™“ von Contamac im Vergleich zu
anderen Silikon Hydrogelen (Quelle: Contamac Ltd)

Die Vorteile von „Definitive™“

Mit einem DK-Wert von 60 weist das neue, individuell fertigbare Silikon Hydrogel-Material „Definitive™“ eine deutlich höhere Sauerstoffdurchlässigkeit auf als konventionelle, hydrogele Weichlinsenmaterialien. Abbildungen 5 und 6 zeigen das neue Material „Definitive™“ im Vergleich zu anderen Silikon Hydrogelen. Auffällig ist vor allem der geringe Modulus des neuen Materials. Durch den hohen Wassergehalt von 74% ist „Definitive™“ das weichste der hier aufgeführten Silikon Hydrogele (Abb. 6 Vergleich des Modulus/ Steifheit der Materialien). Die besondere Weichheit des Materials macht Contactlinsen aus dem neuen Material „Definitive™“ spontan sehr komfortabel.

  • verbesserte Sauerstoffdurchlässigkeit gegenüber konventionellen weichen Contactlinsen
  • gute Benetzungseigenschaften ohne Oberflächenmodifikation
  • guter Tragekomfort aufgrund des hohen Wassergehalts und der daraus resultierenden Weichheit des Materials (inklusive sehr gutem Spontantragekomfort)
  • sehr gutes Wasserbindungsvermögen (Wasserverlust 0.7%4)
  • weniger gerötete Augen durch verbesserte Sauerstoffdurchlässigkeit

Das Feedback von Contactlinsen-Spezialisten, die bereits mit dem neuen Material arbeiten, ist ausserdem sehr positiv und vielversprechend.

Sie können bei Galifa seit Anfang Februar diesen Jahres alle weichen Contactlinsen auch in dem neuen Material „Definitive™“ bestellen. Für die Bestellung verwenden Sie bei Galifa das Kürzel SH 74 zur Materialkennung. Nach den derzeitigen Erfahrungen können Sie sich bezüglich der Wahl der Basiskurve an den bisherigen Anpassempfehlungen orientieren (analog den Regeln zur Anpassung der Benz-G Materialien).

Pflegemittel-Empfehlungen

Contamac eine umfassende Studie über die Einflüsse von gängigen Pflegemitteln auf das neue Material Definitive™ vorgenommen. Es ist nunmehr empirisch erwiesen, dass eine lange Lagerung in nicht-neutralisiertem Peroxid zu Parameter-Änderungen führt. Alle Kombilösungen haben die Tests problemlos bestanden.

Als Pflegemittel empfiehlt Galifa:

  • Opti-Free Express
  • Opti-Free RepleniSH
  • Synergi
  • Menicare Soft
  • ReNu Multipurpose
  • Complete Multipurpose
  • Solocare aqua
  • Als Proteinentferner empfehlen wir Supraclens

Als Pflegemittel NICHT empfehlenswert:

  • Alle alkoholhaltigen Reiniger
  • Alle Peroxyd-basierten Systeme

Individuell gefertigte Contactlinsen
mit maximaler Parametervielfalt

Die richtige Wahl des Contactlinsen-Materials ist der erste Schritt zu einer erfolgreichen Contactlinsen-Versorgung. Für einen dauerhaft guten Tragekomfort bedarf es zusätzlich der richtigen Contactlinsen-Geometrie. Galifa bietet Ihnen die Möglichkeit, beiden Anforderungen voll gerecht zu werden. Zur Sitzoptimierung bei weichen Contactlinsen können Sie folgende Parameter frei wählen:

  • Basiskurve r0 (in 1/10 mm Schritten)
  • Gesamtdurchmesser (in 1/10 mm Schritten)
  • Randabflachung gemäss dem Corneo-Skleral-Profil
    B = Standard,
    A = steiler peripher als Standard,
    C = flacher peripher als Standard,
    EK = einkurvig
  • Durchmesser der innenoptischen Zone (IOZ, Standard 11 mm)

Silikonhydrogel Geometrie
Abbildung 7: Schematischer Aufbau weicher
Contactlinsen von Galifa

Sollten Sie Fragen zur Anpassung unserer Contactlinsen haben oder möchten Sie sich genauer informieren über das neue Silikon Hydrogel-Material „Definitive™“ (SH 74), dann setzen Sie sich mit uns in Verbindung. Wir beraten Sie gerne.

Literaturquellen

[1] Pitchard N., Fonn D., Brazeau D. (1999). Discontinuation of contact lens wear: a survey. Int Contact Lens Clin. 26 (6), 157-162.
[2] Andrea Müller-Treiber (2006); „Kontaktlinsen – Materialien, Hygiene und Pflegemittel“; Sonderdruck von „Die Kontaktlinse“
[3] Quelle: Benz Research & Development
[4] Quelle Contamac Ltd

Autorin dieses Artikels: Daniela Hennig, Dipl. Ing. (FH) Augenoptik

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Contactlinsen AG
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