Das bisher bekannte Konzept «Alt» löst sich auf. 60–70-Jährige fühlen sich circa 12 Jahre jünger. Ältere Menschen führen ein aktives Leben und das äussere Erscheinungsbild ist ihnen sehr wichtig. Möchten diese Personen mit einer Brille versorgt werden? Wäre nicht eine Mehrstärken-Contactlinse für viele Situationen eine ideale Ergänzung, auch wenn bereits eine Gleitsichtbrille getragen wird?
Heutzutage wird die Mehrheit aller presbyopen Contactlinsenträger weltweit weder mit Mehrstärkenlinsen noch mit Monovision versorgt[1]. Die Schweiz und Deutschland liegen dabei im weltweiten Mittel. In der Schweiz werden 45% der über 45-jährigen Contactlinsenträger mit Multifokallinsen und 22% mit Monovision versorgt[1]. In Österreich dagegen zeigen die neuesten Zahlen, dass nur 22% der über 45-jährigen Linsenträger mit Mehrstärkenlinsen versorgt werden[1].
Abb-1: Versorgung presbyoper Conactlinsenträger weltweit[1]
Warum werden nicht mehr Contactlinsenträger über 45 mit Mehrstärkenlinsen versorgt, obwohl der Markt so viele Contatlinsentypen und -designs anbietet? Scheuen Sie die Anpassung aufgrund von Aussagen wie «Schattenbilder», «Kontrastverlust», «Doppelsehen», «teuer», «zeitaufwändig»? Natürlich wird das Sehen mit einer Mehrstärkenlinse nie 100% dem Seheindruck entsprechen, den wir mit einer Einstärkenlinse gewohnt sind. Aber der Presbyope akzeptiert oft die Umstellung, da die Vorteile für ihn in der Regel klar überwiegen: Freiheit, weiterhin Contactlinsen tragen, jung und dynamisch sehen und aussehen.
Erzählen Sie allen Presbyopen von der Möglichkeit der Contactlinsenversorgung, und nehmen Sie nicht an, dass es ohnehin nicht funktioniert oder für den Contactlinsenträger zu zeitaufwändig oder zu teuer ist. Überlassen Sie Ihren Kunden die Entscheidung, was es ihnen wert ist, wieder ohne Brille komfortabel in alle Distanzen zu sehen.
Neues Contactlinsendesign für die heutigen Sehanforderungen
Abb-2: A: Individual Vario
Abb-2: B: Individual Dynavis CN
Beide Contactlinsen weisen zentral den Nahbereich auf. Daran schliesst die Zwischenzone an, die bei der Dynavis breiter verläuft bevor sie in den Fernbereich übergeht.
Die Dynavis wird sowohl mit der Nähe zentral (CN) als auch mit der Ferne zentral (CD) angeboten. Beide Designs sind in den drei verschiedenen Profi len S,M,L erhältlich (vgl. Abbildung 3).
Abb-3: A: Dynavis CN
Abb-3: B: Dynavis CD
Das neue Dynavis Design hat bis dato gezeigt, dass die Akzeptanz und die Verträglichkeit des neuen Aufbaus sehr hoch ist. Folgende Rückmeldungen verschiedener Contactlinsen-Anpasser bestätigen dies:
«Insgesamt sind wir sehr zufrieden, haben viel bessere
Ergebnisse als bisher, weil die typischen Doppelkonturen
bei simultaner Abbildung geringer sind.»
(Jens Ruchel, Contactlinsen Ruchel Kiel)
«Allgemein muss ich sagen, dass die Dynavis bei der
Abgabe von den Kunden deutlich besser bewertet werden
(kein: «da sind Schatten», «das Bild ist doppelt»)»
(Christin Anders, Optometrie Schwarz Hildesheim)
Mögliche Zusammenhänge zwischen der Wahl des Designs (CN/CD) bzw. der Wahl des Profils (S,M,L) und der Fehlsichtigkeit, dem Pupillendurchmesser und dem Patientenalter wurden im Rahmen des Gebrauchtests geprüft. Die Berücksichtigung bestehender Zusammenhänge während der Anpassung kann die subjektive Akzeptanz des simultanen Systems noch erhöhen.
Einfluss des Contactlinsentyps und der Fehlsichtigkeit auf die Wahl des Designs (CN/CD)
Individuelle weiche Dynavis Contactlinsen
Eine weiche Contactlinse sitzt in der Regel sehr zentrisch mit einer nur geringen Beweglichkeit. Das Sehen erfolgt simultan, das heisst bei Blick in die Ferne, Nähe oder Zwischendistanz befi nden sich stets alle Bereiche vor der Pupille. Einige Hersteller empfehlen bei Hyperopie CN und bei Myopie CD oder auf dem Fernführungsauge CD und auf dem Begleitauge CN anzupassen. Dies können wir für das Dynavis Design nicht bestätigen. Bei der Anpassung weicher Contactlinsen wird das Design CN für beide Augen unabhängig von der Fehlsichtigkeit klar favorisiert.
Wir erklären uns dies wie folgt: beim Sehen mit simultanen Mehrstärkenlinsen haben das Pupillenspiel und die sich ändernden Lichtbedingungen einen grossen Einfluss. Beim Blick in die Nähe – idealerweise kombiniert mit hellem Licht – schliessen sich die Pupillen und der zentral liegende Nahbereich kann genutzt werden. Ungewünschte Bilder vom peripher liegenden Fernbereich werden abgeschattet. Beim Blick geradeaus – vor allem bei Fahrt in einen Tunnel oder nachts – öffnen sich die Pupillen. Mit dem CD Design wurden in diesen Situation oft Halos und deutlich vermindertes Sehen im Fernbereich wahrgenommen, auch von myopen Kunden. CN ist hier klar im Vorteil, da die peripher liegenden Fernbereiche bei weit geöffneter Pupille für das Sehen optimal genutzt werden können.
Abb-4: Sämtliche erfolgreichen weichen Dynavis Anpassungen wurden mit dem Design CN abgeschlossen. In über 70% aller Fälle wurde Profil M angepasst. Dynavis mit Profil L wurde sowohl bei hyperopen als auch myopen Contactlinsenträgern gewählt, um das Sehen in der Nähe zu optimieren. Es konnte keine Abhängigkeit von Pupillendurchmesser oder Alter des Patienten festgestellt werden. Profil S wird überraschend wenig benötigt.
Formstabile Dynavis Contactlinsen
Eine optimale Zentrierung ist in jedem Fall Voraussetzung für die sujektive Akzeptanz einer konzentrisch aufgebauten Mehrstärkenlinse. Wenn sich die Contactlinse bei Abwärtsblick leicht nach oben verschiebt, sprechen wir von einer simultan-alternierenden Wirkungsweise. In diesem Fall empfehlen wir die Anpassung der Dynavis CD (Ferne zentral). Dies gilt für alle kleiner angepassten formstabilen Contactlinsen (meist Modula A, M). Beim Blick geradeaus wird der zentral liegende Fern- und der angrenzende Zwischenbereich genutzt. Beim Blick nach unten der periphere Nahbereich.
Die grenzlimbal angepasste Modula L zeigt in den meisten Fällen eine nur geringe vertikale Bewegung. Hier zeigen sich sehr gute Erfolge mit Dynavis CN (zentral Nähe). Die Wirkungsweise ist simultan – analog zu weichen Contactlinsen.
Abb-5: Während der Gebrauchstests wurden über 70% der erfolgreich versorgten Kunden mit Modula L Dynavis CN Profil M versorgt.
Einfluss des Pupillendurchmessers, des Patientenalters und der Fehlsichtigkeit auf die Wahl des Profils (S,M,L)
Die Dynavis wird in den drei verschiedenen Profilen S,M,L angeboten. Es stellte sich die Frage, ob sich die Wahl eines bestimmten Profils auf den Pupillendurchmesser zurückführen
lässt. Die Messung des Pupillendurchmessers lässt sich jedoch nur schwer als Grösse für die Bestimmung des Profils heranziehen. Die Reproduzierbarkeit dieser Messung ist fraglich, genormte Messmethoden gibt es nicht. Schon allein deshalb ist ein Rückschluss auf das Profil nahezu unmöglich.
Dass der Pupillendurchmesser mit zunehmendem Alter abnimmt wurde in mehreren Studien gezeigt[2-4]. Es stellt sich dahingehend die Frage, ob bei älteren Personen kleinere Profile zielführend sind. Dies konnte bis dato jedoch nicht gezeigt werden. Am Beispiel der Versorgungen mit weichen Dynavis CN ist deutlich sichtbar, dass die meisten aller Personen mit Profil M erfolgreich versorgt wurden (vgl. Abbildung 4).
In einigen Fällen wurde das Profil L gewählt, um den Seheindruck in der Nähe zu optimieren. Es kann jedoch keine Abhängigkeit von Pupillengrösse, Alter des Contatlinsenträgers oder der Fehlsichtigkeit gezeigt werden.
Weitere Tipps zur Anpassung
Individuelle Anpassung und Materialwahl
Das neue Dynavis Design ist mit nahezu sämtlichen Rückflächengeometrien kombinierbar. Die ideale Anpassung der Contactlinse über Basiskurve, Durchmesser und Abflachung sind wesentliche Voraussetzungen für die subjektive Akzeptanz. Nur wenn die Contactlinse so optimal wie möglich zentriert, bewegt und benetzt kann das Mehrstärkensystem funktionieren. Insbesondere die Benetzung der Contactlinse ist nicht zu unterschätzen und kann über eine gezielte Wahl des Materials optimiert werden. Für die Anpassung weicher Dynavis empfehlen wir die Materialien Benz G3x bzw. Benz G4x, für formstabile Dynavis hat sich Optimum Comfort bewährt.
Refraktion und Addition
Sowohl formstabille als auch weiche Dynavis sind sphärisch und torisch lieferbar. Ab welcher Höhe ein Cylinder korrigiert werden sollte ist unter anderem vom Visus mit bzw. ohne Zylinderkorrektur (monokular/binokular) abhängig. Einerseits ist es empfehlenswert auch kleinere Zylinder zu korrigieren, um keinen zusätzlichen Kontrastverlust hervorzurufen. Andererseits kann sich der geringere Tragekomfort mit einer torischen Contactlinse negativ auf die gesamte Verträglichkeit auswirken. Die Dynavis ist in den Additionen 1.25, 1.75, 2.25 und 2.75 lieferbar. Übernehmen Sie die Addition aus der Brillenrefraktion und runden Sie im Zweifelsfall auf. Wenn Sie eine Dynavis CN Profil L angepasst haben und die Nähe noch nicht zufriedenstellend ist empfehlen wir die Addition um 0.50 zu erhöhen.
Einfluss der Sehaufgaben und des Führungsauges auf die Wahl des Profils
Grundsätzlich empfehlen wir auf beiden Augen mit Profil M zu starten. Es kann sinnvoll sein, auf dem Fernführungsauge CN Profil M und auf dem Begleitauge CN Profil L zu wählen. Es sollte in der Refraktion jedoch gut geprüft werden, wie der Kunde auf eine leichte Monovision reagiert. Wenn die Sehaufgaben in der Nähe und am PC überwiegen kann auch beidseits direkt Profil L gewählt werden.
Fazit
Mit dem neuen Dynavis Design steht Ihnen eine neue individuelle weiche und formstabile Mehrstärkenlinse zur Verfügung, mit der Sie bestehende Kunden halten, neue Kunden generieren und langfristig binden können. Die ersten Erfahrungen sind durchwegs positiv. Dies belegen Aussagen von Contactlinsenträgern wie
«eindeutig komfortabler als die bisherigen Linsen, sowohl in der Handhabung als auch im Sehvermögen. Insbesondere beim Sehvermögen gefällt mir die schnelle, gefühlt stufenlose Fokussierung und Anpassung an Entfernungen und Sehverhalten wie Lesen oder Panoramablick.»
(Invispa TP Dynavis CN)
=> Den ersten Teil zu diesem Artikel finden Sie im optikum unter www.optikum.at/neue-multifokale-contactlinsen.
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Quelle
- International Contact Lens Prescribing in 2015; http://www.clspectrum.com/printarticle.aspx?articleID=113690