Oliver Svadlenak, MSc ist nach seinem Optometriestudium an der Donau Universität Krems in Kooperation mit der Salus University nach Neuseeland ausgewandert und ist dort mittlerweile nicht nur praktizierender Optometrist, sondern auch Teilhaber in einer renommierten Augenlaserklinik.
Die gesetzlichen Rahmenbedingungen für die praktische Umsetzung des optometrischen Wissens sind in Österreich leider unverändert unbefriedigend. Mit gleicher universitärer Ausbildung darf ein akademischer Optometrist in anderen Ländern – wie zum Beispiel in Neuseeland – diagnostizieren und mit Zusatzausbildungen sogar therapieren, während in Österreich ausschließlich das Meisterprüfungsbild anzuwenden ist.
Dem Kollegen Oliver Svadlenak waren die gesetzlichen Möglichkeiten zur Anwendung seines universitären Wissens nach seinem Masterstudium zu wenig und ist unter anderem deshalb im Jahr 2013 nach Neuseeland ausgewandert. Er ist Teilhaber vom Laser Eye Centre und bringt dort sein komplexes, optometrisches Wissen für die Bevölkerung ein. Wir haben uns seine tägliche Praxis vor Ort angesehen und ein Interview mit ihm geführt.
Oliver, was hat Dich bewogen nach Neuseeland auszuwandern?
Ich war primär auf eine Weiterentwicklung in meinem persönlichen und beruflichen Leben neugierig. Ein Auslöser war zudem, dass ich mein Studium in klinischer Optometrie 2008 abgeschlossen habe und durch Urlaube und Freundschaften Einblicke in die Lebens- und Arbeitswelt in Neuseeland erhalten habe. Endgültig ausschlagend war dann, dass ich ein Angebot als Optometrist von einer Augenklinik erhalten habe.
Wie gestaltet sich Dein beruflicher Alltag in Deiner neuen Heimat?
Ich sehe meine tägliche Funktion als Optometrist hauptsächlich in der Beratung von Patienten, welche den Wunsch haben von Brillen und Kontaktlinsen unabhängig zu werden. Mein Hauptarbeitsbereich liegt demnach in der Untersuchung der Augen, um die für den jeweiligen Patienten individuell optimale chirurgische Operationsmethode zu bestimmen. Außerdem sehe ich Patienten, die bereits eine Laserchirurgie oder anderes refraktives Verfahren hinter sich haben, um deren Heilungsprozess und deren Augengesundheit zu evaluieren. Zudem passe ich in Fällen von Nichteignung für eine refraktive Chirurgie – etwa bei einem Keratokonus – Spezialkontaktlinsen an.
Welche Methoden der refraktiven Chirurgie werden in Deiner Augenlaserklinik angewandt?
Wir verwenden einen Femtosekundenlaser in Kombination mit einem Eximer-Laser für LASIK. Außerdem bieten wir photorefraktive Keratektomie, corneale Implantate sowie intraokulare Linseninplantate und implantierte Kontaktlinsen an.
Welchen Laser verwendet Ihr in der Klinik und warum?
Wir verwenden die fünfte und damit neueste Generation des iFS® Advanced Femtosecond Laser von Abbott Vision sowie einen ZEISS MEL 90 Excimer-Laser. Beide Laser zählen zu den derzeit modernsten verfügbaren Plattformen und ermöglichen die Korrektur von Myopie, Hyperopie und Presbyopie.
Wie schätzt Du die Entwicklung der refraktiven Chirurgie in den kommenden Jahren ein?
Hier in Neuseeland wird die refraktive Chirurgie mehr und mehr als eine völlig normale Alternative zu Sehhilfen wahrgenommen, da schon jahrzehntelange Erfahrung mit der Technik besteht und die Resultate weitestgehend sicher und stabil sind. Die immer weiter verbesserten Intraokularlinsen haben zu einer starken Ausweitung dieser Art von Korrektur geführt. Betroffene und Chirurgen müssen somit nicht mehr zum Eintreten einer Katarakt warten. Mit den neuen Methoden der Laserbiometrie sind präzise Prognosen des refraktiven Resultats möglich geworden.
Welchen Stellenwert haben die Operationsmethoden bei der presbyopen Zielgruppe?
Gerade bei der Korrektur von Alterssichtigkeiten empfinden viele Patienten es als eine große Erleichterung in ihrem Leben nicht mehr auf Lesebrillen angewiesen zu sein. Ich sehe eine starke Vergrößerung des Gesamtmarktes aufgrund der zunehmenden Breite an Korrekturmöglichkeiten. Neue Hornhautimplantate, wie zum Beispiel das intracorneale Presbya Inlay, ermöglichen selbst emmetropen Presbyopen ohne relevante Einschränkungen des binokularen Fernvisus brillenfrei zu werden.
Wie läuft die Behandlung eines an einer refraktiven Chirurgie interessierten Patienten ab?
Nach einer intensiven Anamnese werden diverse Augenscans und Messungen von einem Techniker durchgeführt. Danach begutachtet ein Optometrist den Gesundheitszustand, misst die subjektive Refraktion des Interessenten und bestimmt aufgrund der Erkenntnisse die individuell optimale Behandlungsmethode. Danach erfolgt ein Gespräch mit dem refraktiven Chirurgen in dem Risiken und Methoden nochmals besprochen werden und ein Consent – eine Zustimmungserklärung – von dem Patienten unterschrieben wird. Die eigentliche Laser-Operation dauert in der Regel nur zwischen 10 und 20 Minuten für beide Augen. Am Folgetag erfolgt die erste Nachkontrolle , wobei spontaner Erfolg und Heilungsverlauf vom Optometristen oder Chirurgen dokumentiert wird. Weitere Nachuntersuchungen erfolgen üblicherweise innerhalb der ersten sechs Monate – je nach individuellen Erfordernissen.
Mit welchen Kosten müssen Deine Patienten bei einer refraktiven Chirurgie rechnen?
Das kommt natürlich auf die Methode an. Die Kosten betragen Zwischen 2.800 und 6.000 Neuseelanddollar – also umgerechnet zwischen 1850 und 3950 Euro – pro Auge.
Wie ist die Fortbildung für Optometristen in Neuseeland organisiert?
Es gibt ein System der ständigen beruflichen Fachausbildung, die jedes Jahr eine Anzahl von Fortbildungsstunden und Punkten vorschreibt. Dabei wird zwischen allgemeiner Optometrie und Spezialgebiete differenziert. Das System ist ähnlich wie beim General Optical Council – GOC.
Wie gestaltet sich der interdisziplinäre Umgang in Neuseeland?
Die Zusammenarbeit zwischen Ophthalmologen und Optometristen ist ausgesprochen partnerschaftlich mit intensiven Informations- und Befundaustausch. Optometristen tragen in Neuseeland die Hauptlast der gesundheitlichen Versorgung der Bevölkerung und überweisen bei Bedarf zu fachlich spezialisierten Ophthalmologen. Chirurgische Eingriffe sind den Ophthalmologen vorbehalten. Lediglich kleine, oberflächliche Eingriffe – wie Fremdkörperentfernung – werden auch durch Optometristen durchgeführt. Die Mehrzahl der registrierten Optometristen haben zudem die Qualifikation Augen auch durch Verschreibung von Pharmazeutika zu behandeln. Ich persönlich habe dieses Verschreibungsrecht durch eine Zusatzqualifikation an einer australischen Universität erworben.