Randdesign Bewertungen von Silikonhydrogel Kontaktlinsen mittels OCT

Mittels OCT können Kontaktlinsenoptiker und Optometristen das Sitzverhalten von Kontaktlinsen besonders genau überprüfen. So wurde in einer neuen Studie von Semra Akkaya Turhan und Ebru Toker am Department of Ophthalmology der University of Marmara mittels OCT (Optical Coherence Tomography) die Interaktion von unterschiedlichen Randdesigns bei vier verschiedenen weichen Silikon-Hydrogel-Kontaktlinsen evaluiert.

Den Dropouts auf der Spur

Das endgültige Beenden der Kontaktlinsennutzung von fehlsichtigen Kunden stellt Optometristen vor große Herausforderungen. In diesem Zusammenhang lassen sich etwa 7% der Kontaktlinsen-Dropouts auf eine suboptimale Anpassung zurückführen. Als die häufigsten Ursachen für das Absetzen von Kontaktlinsen werden bei Befragungen der Ex-Träger immer wieder Diskomfort, Trockenheit und rote Augen angeführt. Der Tragekomfort einer Kontaktlinse bestimmt demnach im hohen Ausmaß, ob ein langfristiger Anpasserfolg oder ein Dropout vorprogrammiert ist.

Ein okulärer Diskomfort wir zumeist durch eine mechanische Irritation hervorgerufen. Ein hoher Modulus, starke Randdicken und eine unpassende Kontaktlinse sind die wesentlichsten Auslöser, die zum Beenden des Kontaktlinsentragens führen.

Durch Beurteilung mittels Spaltlampe können viele – aber nicht alle – Aspekte des Sitzverhaltens weicher Kontaktlinsen evaluiert werden. So werden das jeweilige Randdesign und die Mittendicke der Kontaktlinse hinsichtlich des Tragekomforts häufig unterschätzt. Beide Parameter sind von der Dioptrienstärke der Kontaktlinse abhängig. Die Autoren der Studie „Optical coherence tomography to evaluate the interaction of different edge designs of four different silicone hydrogel lenses with the ocular surface“ nutzen die Möglichkeiten des OCT’s um den vorderen Augenabschnitt mit aufgesetzten Kontaktlinsen zu vermessen.

Im Rahmen der Studie wurden 20 Personen auf beiden Augen Silikon-Hydrogel-Kontaktlinsen angepasst. Zur Anwendung kamen Kontaktlinsen mit vier verschiedenen Randprofilen (rund, halbrund, meisselförmig und schneidenförmig) in sechs verschiedenen Dioptrienstärken (+5,00, +3,00, +1,00, −1,00, −3,00 und −5,00 dpt). In der nachfolgenden Tabelle 1 findet sich eine Übersicht der Parameter der verwendeten Kontaktlinsen.

imageTabelle 1: Parameter der in der Studie verwendeten Silikon-Hydrogel-Kontaktlinsen

Die Qualität der Anpassungen wurde zuerst mittels Spaltlampe beurteilt. Die Kontaktlinsen wiesen einen zentralen Sitz und eine Bewegung von 0,20 bis 0,40 Millimeter mit dem Lidschlag auf. In einem Zeitfenster von 15-30 Minuten nach dem Aufsetzen der Kontaktlinsen wurden OCT-Bilder von der zentralen Hornhaut und dem nasalen und temporalen Limbus erstellt, um zwei Aspekte der Kontaktlinsenanpassung zu evaluieren. Zum einen wollte man den Sitz der Kontaktlinsen, einen möglichen Abstand vom Auge und damit konkret Hohlräume zwischen der Rückfläche der Kontaktlinse und der okulären Oberfläche aufzeigen.

Lücken im Tränenfilm bei weichen KontaktlinsenBild 2: Visualisierung der limbalen Lücken beim corneoskleralen Übergang

Zum anderen wollte man den Einfluss vom Kontaktlinsenrand auf die Bindehaut beurteilen. Dazu wurde das Ausmaß vom Druck der Kontaktlinse auf die Bindehaut mittels einem Verzerrungswinkel gemessen. Letzteres bewerkstelligte man, indem eine imaginäre Linie über die Kontur der limbalen Bindehautoberfläche gelegt wurde und eine weitere imaginäre Linie im Verlauf der Bindehauteindellung am Linsenrand gezeichnet wurde. Der Winkel der beiden Linien wurde mittels einem im OCT eingebauten Messtool ermittelt. Größere Winkel zeigen eine stärkere Eindellung der Bindehaut am Kontaktlinsenrand auf, wie im Coverbild (Bild 1) am Kopf des Artikels ersichtlich ist.

Verschiedene Randdesigns führen zu unterschiedlichen Achsen der konjunktivalen Eindellung

Bereits in anderen Studien wurde aufgezeigt, dass meisselförmige Randprofile zu konjunktivalen, epithelialen Falten (CEF) neigen. In der aktuellen Studie zeigten Kontaktlinsen über alle Dioptrienbereiche mit einem meisselförmigen – gefolgt von jenem mit einem halbrunden – Randdesign die stärksten Eindellungen. Wiewohl CEF’s asymptomatisch sind, ist deren langfristiger Einfluss auf Entzündungsprozesse nicht vollends geklärt.

Unterschiedliche Eindellwinkel bei unterschiedlichen Randprofilen von KontaktlinsenBild 3: Mittels OCT gemessene Bindehauteindellungen für unterschiedliche Randdesigns

Tabelle 2, Kontaktlinsen ParameterTabelle 2: Vergleich der gemessenen Winkel für unterschiedliche Randdesigns von Kontaktlinsen

Vergleich der gemessenen WinkelTabelle 3: Vergleich der gemessenen Winkel unter Berücksichtigung der Dioptrienstärke und der unterschiedlichen Randdesigns

Hohlräume zwischen weichen Kontaktlinsen und der okulären Oberfläche

Immerhin 12% der mit dem OCT vermessenen Augen zeigten Tränenfilmlücken – also konkret Hohlräume – zwischen der Rückflache der Silikonhydrogelkontaktlinse und der okulären Oberfläche.

Limbale Hohlräume mit Kontaktlinsen unterschiedlicher RandprofileTabelle 4: Die meisten Tränenfilmlücken wurden bei Kontaktlinsen mit einem runden – gefolgt vom meisselförmigem – Randprofil beobachtet

Pluslinsen neigen häufiger zu einem Sitz mit Hohlräumen als MinuslinsenTabelle 5: Pluslinsen neigen häufiger zu einem Sitz mit Hohlräumen als Minuslinsen. Auftreten von Tränenfilmslücken abhängig von der Dioptrienstärke der Kontaktlinsen

Aufgrund der geringen Personenanzahl sollte aus dieser Studie wohl keine generelle Ableitung getroffen werden, dass ein Kontaktlinsenfabrikat im Allgemeinen einen besseren Sitz aufweisen würde als ein anderes Kontaktlinsenfabrikat. Vielmehr zeigt die Studie aber auf, dass OCT’s im Anpassalltag von Kontaktlinsenoptiker und Optometristen zukünftig eine wesentlich höhere Rolle als bisher spielen könnten.

Zusammenfassend zeigt die erste Studie dieser Art mittes OCT, dass die Anpassqualität von weichen Kontaktlinsen zu einem nicht unbeträchtlichen Teil vom gewählten Randdesign abhängen kann. Die Verwendung eines OCT’s kann somit zur Steigerung des Anpasserfolgs von Kontaktlinsen beitragen und eine Ausstattung mit solchen Geräten mag für Kontaktlinsenoptiker und Optometristen zu einer weitern Qualitätssteigerung in der Beurteilung des Sitzes von Kontaktlinsen führen.

Die Redaktion dankt den Studienautoren für die Bereitstellung der Bilder und Tabellen für das optikum. Alle Bilder und Tabellen unterliegen dem Copyright von Semra Akkaya Turhan und Ebru Toker.

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