Von 27. – 29. September fanden die SICHT.KONTAKTE 2024 im deutschen Essen statt. Das Programm umfasste über 50 Fachvorträgen und Workshops in den Bereichen Kontaktlinsenanpassung, Kinderoptometrie, binokulares Sehen und optometrische Untersuchungen. Die Tage boten für Studenten und Professionals ein hervorragendes Programm. Optometristin Susanne Nemetz, MSc war für das optikum vor Ort und berichtet in unserer Übersicht auszugsweise von Vorträgen.
Im Vortrag zur Presbyopieversorgung wies Prof. Dr. Wolfgang Sickenberger darauf hin, dass viele Menschen nicht wissen, dass man eine Alterssichtigkeit auch mit Kontaktlinsen korrigieren kann. Um in späterer Folge die Drop-Out Rate zu reduzieren, wäre es wichtig bereits im Vorfeld auf Erscheinungen wie trockene Auge und herabgesetztes Kontrastsehen einzugehen. Sickenberger machte zudem einen kurzen Exkurs zu den verschiedenen multifokalen Intraokularlinsen, da diese nach einer Kataraktoperation ebenfalls die Blendung in der Nacht nicht zufriedenstellend verhindern können.
„Für eine erfolgreiche Anpassung von weichen Kontaktlinsen ist die Beachtung der Scheiteltiefe und des Durchmessers entscheidend“, betonte Jessica Gruhl. Sie empfahl bei jeder Anpassung den vorderen Augenabschnitt mit Fluoreszein auf Abdrücke und Stippen zu kontrollieren. „Denn nur bei einer guten Bewegung der weichen Kontaktlinse ist sie auch langfristig komplikationslos zu tragen“, so Gruhl.
Mit dem Thema optische Probleme nach refraktiver Hornhaut und Linsen-Chirurgie befasste sich Prof. Dr. Christian Meltendorf. „Die häufigsten Probleme ergeben sich bei schlechtem Licht. Das Dämmerungs- und Kontrastsehen ist sehr oft herabgesetzt, sodass Autofahren in der Nacht oft sehr eingeschränkt sein kann“, berichtete Meltendorf.
Corinna Jonske und Uwe Bischoff ergänzten sich in einer Doppelconférence. Bischoff brach eine Lanze für Corneal-Kontaktlinsen, welche man bei allen Vorteilen der Skleral-Kontaktlinse nicht vergessen sollte. Jonske plädierte für eine gute Einweisung in die Handhabung bei Skleral-Kontaktlinsen. So sei es unbedingt empfehlenswert eine Kochsalzlösung – ohne Konservierungsstoffe und Pufferstoffe – beim Aufsetzen von Skleral-Kontaktlinsen zu verwenden.
Sebastian Golczyk ging auf allergische Augenerkrankungen ein. Etwa 20% der Bevölkerung leiden unter okulären Allergien, welche durch Umweltbedingungen und auch mit einem genetischen Hintergrund ausgelöst werden. Sehr anschaulich erklärte Golczyk den Mechanismus der allergischen Reaktion. In Zusammenarbeit mit Augenärzten und Allergologen kann eine Lebensverbesserung angestrebt werden. So gibt es bereits Dank Gentests eine personalisierte Therapie und auch eine Impfung gegen manche Allergien.
Michael Hornig rief in seinem Vortrag für einen Mut zur Kinderoptometrie auf. „Nicht das Sehen ist angeboren, sondern die Fähigkeit das Sehen zu erlernen“, erklärte Hornig. Sich mit den kleinen Klienten zu beschäftigen sei laut Hornig auch wirtschaftlich lukrativ, da etwa jedes versorgte Kind vier Erwachsene als Kunden bringt. „Bei kleinen Kindern ist es oft schon hilfreich mit dem Skiaskop festzustellen ob der Flackerpunkt auf beiden Augen bei gleicher Beobachtungsentfernung liegt. Damit ist bereits Akkommodationsgleichgewicht und indirekt das Refraktionsgleichgewicht geprüft“, so Hornig.
Die SICHT.KONTAKTE 2025 werden von 10.–12. Oktober in Osnabrück stattfinden.
Die Autorin dieses Artikels, Susanne Nemetz, MSc
Augenoptikerin & Master of Science (Klinsche Optometrie/Clinical Optometry)