Die Anpassung von weichen Contactlinsen ist in den letzten fast zwei Jahrzehnten durch die massive Verbreitung von Austauschsystemen wie Monatslinsen bis hin zu Tageslinsen fast trivialisiert worden.
Der Kontaktlinsendurchmesser
So klein wie möglich, so gross wie nötig
Wenige verfügbare Linsengeometrien sollten probate Lösungen für fast alle zu versorgenden Augen anbieten. Hoch biokompatible Contactlinsen-Materialien, die Sauerstoff stärker als Wasser diffundieren lassen, um Komfort zu generieren, gingen mit dieser Entwicklung einher.
Resümiert man in diesem Zusammenhang aktuelle Drop-Out Raten, bietet auch der Trend zu Hyper-DK keine Lösung zu deren Reduzierung an. Die Rate stagniert[1]. Sicher ist eine ausreichende Sauerstoffversorgung sehr wichtig, aber keine eigenständige Lösung. Vielmehr scheinen zusätzlich gute Wasserbindung des Contactlinsenmaterials, Anpassung und Contactlinsen-Pflege wichtige Faktoren zu sein, welche nachhaltig gesunde, komfortable Versorgungen anbieten. In diesem Artikel wird die Wichtigkeit des Contactlinsen- Durchmessers näher betrachtet.
Zeit für einen Wandel
Welche Ansätze ergeben sich nun aus den oben getroffenen Aussagen? Die Entwicklung objektiver, bildgebender Messgeräte zur Erfassung des vorderen Augenabschnittes trägt wesentlich dazu bei, relevante Daten zur Anpassung von Contactlinsen zu erfassen. Geräte wie Keratograph, Pentacam bis hin zum OCT (optical coherence tomography) ermöglichen neue detaillierte Einblicke in den vorderen Augenabschnitt. Sie ersetzen die einfache Erfassung der Hornhaut mit den zwei Zentralradien durch eine wahre Datenflut an Messwerten.
Zukünftig dürfte die dadurch komplettere Betrachtung der Hornhaut, sowie der peripheren die Weichlinsenanpassung betreffenden Gewebe, das wichtige Zusammenspiel zwischen Contactlinse und vorderem Augenabschnitt in eine Zeit führen, welche die Anpassung von hydrogelen Contactlinsen neu definiert. Das heisst nicht, dass Sie zukünftig nur noch mit OCT nachhaltig gesund und komfortabel anpassen können! Vielmehr dürfen wir uns die Erkenntnisse solch detailierter Untersuchungen zu nutze machen um neue Wege oder Ansätze zu finden.
Was ist ein guter Weichlinsensitz?
Finden Sie alle Ihre Versorgungen in den Daten der Headline 8.6 / 14.2 wieder? Im Wesentlichen dürfen wir einen guten Sitz von weichen Contactlinsen mit Zentrierung, Bewegung und stabiler Sehleistung evaluieren. Der betroffene Bereich des vorderen Augenabschnitt soll wesentlich mit dem Rückflächenverlauf der Contactlinse harmonieren. Zentrierung und Bewegung sind wichtig, um Visus und physiologisch nötige Unterspülung der Contactlinse zu gewährleisten. Erreichen wir alles dies mit den oben genannten Standardwerten?
Physiologische Aspekte
Der nasale Quadrant des vorderen Augenabschnitt ist signifikant flacher als die restlichen Quadranten[2]. Zu gross gewählte Contactlinsen können hier zu Diskomfort nasal und zu nach temporal dezentriertem Sitz führen. Insbesondere bei multifokal oder torischen Contactlinsen kann dadurch der Visus instabil werden.
Der Limbus ist wegen seiner wichtigen Funktion für die Hornhaut (z.B. Stammzellendepot) im Minimum 1.0mm zu überbrücken.
Betrachten wir neuere Erkenntnisse zu Linsenbeweglichkeit zeigt sich, dass die gemeinhin gelehrte nötige Contactlinsen-Bewegung von 1.0mm meist unterschritten wird. Circa 0.1mm-0.4mm werden als repräsentativ für eine noch komfortable wahrnehmbare Linsenbeweglichkeit dargestellt[3].
Hier einen guten Kompromiss zwischen Komfort und physiologisch nötiger Unterspülung zu finden mag einer Gratwanderung gleich kommen. Gering bewegliche Contactlinsen mögen zwar komfortabel sein reduzieren die ausgetauschte Tränenmenge unter der Contactlinse allerdings auf ein pathologisch kritisches Mass.
Zukünftige Untersuchungen mit dem OCT werden diese hydrostatische Grenzschicht (Träne) zwischen Hornhaut und Contactlinse darstellen können und damit eine mögliche Quantifizierung anbieten, um diesen Faktor „Unterspülung“ zu validieren[4].
Die Hornhaut-Geometrie
Welche für die Linsenanpassung nötigen Parameter der Hornhaut können wir nun verwenden, um die vorher dargestellten physiologisch nötigen Aspekte zu berücksichtigen. Ist mit 8.6 / 14.2 alles zu versorgen?
Abb. 1: Verteilung der HH-Durchmesser[5]
In Abb-1 zeigt sich eine repräsentative Verteilung der gemessenen Hornhaut-Durchmesser von 200 Augen[5]. Bereits hier fällt auf, dass insgesamt 27%, also knapp ein Drittel der Augen, ausserhalb eines als Standard gewählten Contactlinsen-Durchmessers von 14.2 lägen und somit den Kriterien für komfortabel tragbare Contactlinsen nicht mehr entsprechen können. Betrachten wir aber noch ein weiteres relevantes Merkmal der Hornhaut.
Abb. 2: Die Vorderkammertiefe
Die Vorderkammertiefe (SAG) der Hornhaut resultiert aus den Radien sowie dem Durchmesser. Die alleinige Erfassung der Zentralradien lässt diesen Parameter nicht ableiten. Der Hornhaut-Durchmesser muss bekannt sein.
Abb. 3: Einfluss des CL-Durchmessers
Die Grösse entscheidet…
Es zeigt sich, dass für die Wahl der passenden Contactlinsen-Geometrie die zentralen Radien eine untergeordnete Rolle spielen. Der Contactlinsen-Durchmesser, gewählt nach dem gemessenen Hornhaut-Durchmesser, ist vielmehr entscheidend für komfortabel angepasste weiche Contactlinsen.
Aber besonders bei der Wahl des Durchmessers sind die Möglichkeiten im Standard-Austauschsegment stark reglementiert. Dies ist sicherlich ein klares Argument zu individualisierten Contactlinsen. Alternativ ergibt sich daraus die Konsequenz, auch Austauschlinsen in mehr als nur einem Durchmesser anzubieten.
Neben individuellen formstabilen und weichen Contactlinsen erhalten Sie bei Galifa auch die Austauschlinsen Extreme H2O.
Das für die Extreme H2O Contactlinsen verwendete GMA/HEMA Copolymer (Benz Material) bindet nachhaltig das für den O2-Transport wichtige Wasser in der Contactlinse. Stabiler Dk und somit gute Sauerstoffversorgung als auch für den Tragekomfort notwenige Parameterstabilität in vivo sind die Vorteile, die sich durch dieses Material ergeben.
Ausserdem stehen bei den diversen Produkten unterschiedliche Linsendurchmesser zur Wahl: die Wochenlinse Extreme H2O Weekly und die Monatslinse Extreme H2O 54% sind sowohl in 14.2 als auch in 13.6 lieferbar.
So ist eben nicht alles 8.6 / 14.2, sondern Sie haben die Möglichkeit, auch für Austauschlinsen den sensiblen Parameter Contactlinsendurchmesser für Ihre Versorgung zu optimieren.
Galifa
Die Schweizer Präzisions-Contactlinsen.
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Autor des Artikels
Dirk Seidel (*1967)
Staatlich geprüfter Augenoptiker und Augenoptikmeister;
Studium in Limburg-Dietz mit Abschluss 1997; seither als Anpasser in einem
Optikgeschäft und als Leiter einer Contactlinsen-Geschäftseinheit tätig,
seit November 2009 Berater beim Galifa Professional Service in St. Gallen
Literatur
- Review of Optometry 01/15/2010 The global contactlens annuity study
- Studies (Hall et all,2013; Hall et all, 2011; van der Worp et all 2010)
- Wolffsohn et al, 2009
- clspectrum.com / 6/1/2014 Future of contact lens fitting
- Grafik @x-cel
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