Als Contactlinsenspezialist wissen Sie, dass individuell gefertigte Contactlinsen viele Vorteile bieten: Durch ihre immense Parametervielfalt sind individuelle Contactlinsen uneingeschränkt anpassbar. Durch die Abgabe massgeschneiderter Contactlinsen profilieren Sie sich als Contactlinsen – Spezialist und erhöhen die Kundenbindung. Folgender Beitrag gibt Ihnen einen Überblick über weitere modifizierbare Parameter weicher Contactlinsen aus dem Hause Galifa.
Zwingende Parameter
Bei der Anpassung resp. Bestellung individueller Contactlinsen gibt es zwingende Parameter, ohne deren Angabe Contactlinsen vom Hersteller nicht gefertigt werden können. Hierzu gehören der Contactlinsen – Typ, die Basiskurve, Stärke (bei torischen Contactlinsen mit Angabe des Cylinders und der Achslage), sowie der Gesamtdurchmesser. Bei individuellen multifokalen Contactlinsen bedarf es ausserdem der Angabe der Addition und des Zonendurchmessers der zentralen Bereiche.
Anhand dieser zahlreichen Parameter ist eine weiche Contactlinse aus dem Hause Galifa in den meisten Fällen bereits optimal und erfolgreich anpassbar. In Einzelfällen, bei denen durch die Anpassung dieser Standardparameter noch kein bestmögliches Ergebnis erzielt werden kann, können darüber hinaus weitere Grössen individuell optimiert werden.
Bei der Bestellung einer individuellen Contactlinse sind die oben erwähnten Parameterangaben zwingend. Des weiteren existieren andere Parameter bei einer weichen Contactlinse, die für eine optimierte Anpassung modifiziert werden können:
- Durchmesser der Innenoptikzone IOZ
- Durchmesser der Frontoptikzone FOZ
- Übergangsdicke M4
- M5 bei torisch dynamisch stabilisierten Contactlinsen
- Mittendicke MD
- Prismenballast bei torisch prismatisch stabilisierten Contactlinsen
Abb1: Techn. Zeichnung einer weichen Contactlinse
Innenoptikzone IOZ
Der Aufbau aller weichen Contactlinsen – ausgenommen Extreme H2O – ist bei Galifa identisch: An eine sphärische Innenoptikzone schliesst sich eine periphere, in vier Ausführungen erhältliche Abflachung an. Der Standarddurchmesser dieser sphärischen Innenoptikzone beträgt 11.0 mm und ist geeignet für durchschnittliche horizontale Hornhautdurchmesser von 11.50 – 12.00 mm. Bei grösseren oder kleineren Hornhautdurchmessern sollte
die Innenoptikzone bei weichen Contactlinsen angepasst werden.
Verhältnis IOZ zu øHH ideal | IOZ im Verhältnis zum øHH zu klein | IOZ im Verhältnis zum øHH zu gross |
Bsp.: øHH=11.80 mm øIOZ=11.00 |
Bsp.: øHH=12.80mm øIOZ=11.00mm |
Bsp.: øHH=10.50mm øIOZ=11.00mm |
Abb. 2: Schematische Darstellung: blau: IOZ der Contactlinse,
rot: periphere Abflachung der Contactlinse,
schwarz: schematische Zeichnung der Cornea mit Sklera
Im Allgemeinen kann gesagt werden, dass bei vom Durchschnitt abweichenden horizontalen Corneadurchmessern die Innenoptikzone um 0.50 mm kleiner als der sichtbare horizontale Corneadurchmesser gewählt werden sollte. Geschieht dies nicht, so kann es sein, dass die sphärische Innenoptikzone nicht im richtigen Verhältnis zum Corneadurchmesser steht und es dadurch zu Sitzabweichungen führt (s. Abb. 2). Bei Modifikationen der IOZ ist die Änderung der Sagittaltiefe zu beachten.
Frontoptikzone FOZ
Die optische Wirkung einer Contactlinse setzt sich zusammen aus der Innen- und Frontoptikzone FOZ. Der Durchmesser der Frontoptikzone ist abhängig von der Stärke der bestellten Contactlinse.
Massgeblich verantwortlich für den Komfort einer weichen Contactlinsen mit Minuswirkung ist die Übergangsdicke M4 zwischen der Frontoptik- und der Lentikularzone. Kleinere Frontoptikzonen erzeugen durch grössere Lentikularzonen einen flacheren Anstieg des Randprofils, weniger Irritationen an den Lidern und dadurch einen höheren Tragekomfort. Änderungen des Frontoptikzonendurchmessers bewirken eine direkte Änderung der Übergangsdicke M4.
Bei Pluslinsen hingegen ist die Mittendicke für den Tragekomfort entscheidend, da sie grösser ist als die Übergangsdicke M4. Modifikationen der Frontoptikzonendurchmesser wirken sich bei Pluslinsen direkt auf die Mittendicke MD aus.
In Abb. 3a ist die Abhängigkeit des Durchmessers der FOZ und die daraus entstehenden Standardübergangsdicken M4 mit zunehmender Contactlinsen – Stärke bei Minuslinsen aufgezeigt. Zu erkennen ist, dass je stärker der Scheitelbrechwert der Contactlinse ist, desto kleiner wird die Standard- Frontoptikzone und desto grösser die Übergangsdicke M4 zwischen Frontoptikund Lentikularzone.
Abb. 3a: Grafische Darstellung der Abhängigkeit der FOZ und M4
von der Contactlinsenstärke bei Minuslinsen
Aus der Grafik in Abb. 3b ist ersichtlich, dass bei stärkeren Minuslinsen eine Anpassung der Frontoptikzone grössere Auswirkungen auf die Übergangsdicke M4 hat. In Abb. 3c ist die Änderung des Frontoptikzonendurchmessers bei versch. Pluslinsen grafisch dargestellt. Analog zu Minuslinsen ist bei Pluslinsen eine automatische Anpassung der Frontoptikzone bei höher werdenden Korrekturen erkennbar.
Abb. 3c: Abhängigkeit der FOZ und MD
von der Contactlinsenstärke bei Pluslinsen
In Abb. 3d ist die Abnahme der Mittendicke MD bei Pluslinsen bei modifizierten Frontoptikzonendurchmessern erkennbar.
Abb. 3d: Abhängigkeit der Mittendicke
von der FOZ bei Pluslinsen
Änderungen der Innenoptikzone IOZ bei torischen Contactlinsen
Ebenso wie bei rotationssymmetrischen Contactlinsen können die Optikzonen bei torischen Contactlinsen modifiziert werden. Durch die astigmatische Korrektur der Contactlinse ist die IOZ oval. Im Meridian, der die Sphäre korrigiert beträgt der Durchmesser der IOZ 11.00 mm. Der Durchmesser des Meridians, welcher den Cylinder korrigiert berechnet sich aus der Cylinderstärke und unterschreitet ein definiertes Mindestmass nicht.
Die Anpassung der IOZ im Verhältnis zum Hornhautdurchmesser erfolgt bei torischen Contactlinsen unter den selben Gesichtspunkten wie bei sphärischen Contactlinsen.
Änderungen der Frontoptikzone bei torischen Contactlinsen
Bei torischen Contactlinsen ist der Schlüssel zum Erfolg eine konstante und sichere Stabilisierung. Ist dies nicht gewährleistet, so hat der Contactlinsenträger keine konstante Sehschärfe, da die Contactlinse bei Lidschlägen verdreht. Um eine optimale Versorgung sämtlicher Augen sicher zu stellen, sind torische hydrophile Contactlinsen bei Galifa Contactlinsen AG in zwei Stabilisationsprinzipien erhältlich: torisch prismatisch und torisch dynamisch.
In Abb. 4a ist rechts das Profil, links die Draufsicht einer torisch dynamisch stabilisierenden Contactlinse skizziert. Bei der dynamischen Stabilisation werden die Bereiche senkrecht zur Punktgravur der Contactlinse ausgedünnt. Diese ausgedünnten Bereiche positionieren sich unter Ober- und Unterlid und erzeugen eine sichere Stabilisation. Zwischen den ausgedünnten Zonen, in der Achslage der Punktgravuren, befindet sich eine dickere Zone, die ebenfalls der Stabilisation dient. Diese wird als M5 bezeichnet. Diese Zone M5 hat einen Standardwert von 0.42 mm und kann bei Bedarf modifiziert werden. Um eine Stabilisierung wirksam zu verbessern muss M5 um 5/100 mm erhöht werden. In Abb. 4b ist eine torisch prismatisch stabilisierte Contactlinse dargestellt. Auch diese Contactlinse hat eine Dicke M5. Bei torisch prismatischen Contactlinsen ist dies die dickste Stelle des Prismas, welche sich automatisch mit einer Anhebung des Prismenballastes erhöht. Dieser ist standardmässig 1.25 cm/m und kann bei mangelnder Stabilisation erhöht werden. Zu hohe Prismen über 1.50 cm/m empfehlen wir nicht, da sonst diese Übergangsdicke zu stark wird und zu Fremdkörpergefühl, reduziertem Tragekomfort und Reizungen führen kann. Bei torisch prismatisch stabilisierten Contactlinsen hat der Wert M5 keine Standarddicke sondern ist abhängig von der Korrektion der Contactlinse.
Abb. 4a: Profil und Draufsicht einer torisch dynamisch stabilisierten Contactlinse
Abb. 4b: Profil und Draufsicht einer torisch prismatisch stabilisierten Contactlinse
In folgender Übersicht sind zusammenfassend die möglichen Modifikationen aufgeführt. Zu beachten ist, dass diese Modifikationen dann vorgenommen werden können, wenn die Standardparameter der Contactlinsen optimal gewählt worden sind. D.h. die Rückfläche, der Durchmesser und die Geometrie müssen ideal angepasst sein. Wenn dies der Fall ist, können weitere Modifikationen an der Contactlinse vorgenommen werden.
Linsentyp | Symptom | Massnahme |
Rotations-symmetrische Contactlinsen | Vom Standard abweichende øHH | Anpassen der IOZ, um das Sitzverhalten zu optimieren. (ø IOZ = øHH minus 0.50 mm) Vorsicht: Die Änderung der IOZ verursacht unterschiedliche Scheiteltiefen. Ggf. ist die Basiskurve anzupassen |
Reflexe/Halos | Da die meist FOZ kleiner ist als die IOZ rühren Reflexe und Halos meist von der FOZ her. FOZ dementsprechend vergrössern Vorsicht: Bei grösseren FOZ wird das Profil der Contactlinse dicker |
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Fremdkörpergefühl | Bei hohen Korrektionswerten kann das Profil der Contactlinse optimiert werden: Verringerung der FOZ: (nicht unter 7.00mm!) Pluslinsen: Reduktion der MD Minuslinse: Reduktion von M4 |
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Torische Contactlinsen | Vom Standard abweichende HH-ø | Anpassen der IOZ, um das Sitzverhalten zu optimieren. (ø IOZ = øHH minus 0.50 mm) Vorsicht: Die Änderung der IOZ verursacht unterschiedliche Scheiteltiefen. Ggf. ist die Basiskurve anzupassen |
Mangelnde Stabilisation | Anpassung prüfen: – Richtiges Stabilisationsprinzip gewählt? – Basiskurve und Durchmesser optimal angepasst? Wenn ja, dann: TD: M5 erhöhen TP: evtl. Prismenballast erhöhen |
Fazit
Die optische Wirkung einer Contactlinse setzt sich aus der Wirkung der Innenoptik- und Frontoptikzone zusammen. Bei einer Bestellung von abweichenden Optikzonen muss angegeben werden, ob die IOZ oder die FOZ verändert werden soll. Allein aus der Angabe bei einer Bestellung: "Bitte grössere Optikzone" ist für uns als Hersteller nicht ersichtlich, ob die IOZ oder FOZ modifiziert werden soll.
Parameteränderungen der IOZ haben einen direkten Einfluss auf das Sitzverhalten der Contactlinse und werden hauptsächlich bei vom Durchschnitt abweichenden Corneadurchmessern angepasst. Klagt ein Contactlinsenträger über Reflexe, so werden diese bei rotationssymmetrischen Contactlinsen selten durch die IOZ erzeugt, da diese standardmässig mit einen Durchmesser von 11.00 mm gefertigt wird. Parameteränderungen der Frontoptikzone haben bei Pluslinsen einen direkten Einfluss auf die Mittendicke MD, bei Minuslinsen auf die Übergangsdicke M4. Sie können variiert werden, um für den Contactlinsenträger das Contactlinsenprofil dünner und damit komfortabler zu gestalten. In diesem Fall sollte der Durchmesser der FOZ kleiner gewählt werden. Um störende Reflexe zu vermeiden, sollte dieser nicht unter 7.0 mm angepasst werden. Klagt ein Contactlinsenträger über Reflexe kann hingegen der Durchmesser der FOZ vergrössert werden. Man nimmt damit ein dickeres Profil der Contactlinse in Kauf. Im Normalfall können weiche Contactlinsen durch die Wahl der Grundparameter der Contactlinse bereits bestmöglich auf das zu versorgende Auge angepasst werden. In speziellen Einzelfällen kann durch die Modifikation der aufgeführten Zusatzparameter eine weitere Verbesserung der Anpassung erreicht werden. Durch die Kenntnis modifizierbarer Parameter können Sie als Contactlinsen – Spezialist weiche Contactlinsen optimal anpassen und durch die maximale Parametervielfalt Ihrem Kunden einen höchsten Tragekomfort bieten.
Bei Fragen zu unseren individuell angefertigten, weichen Contactlinsen können Sie sich gerne jederzeit mit uns in Verbindung setzen.
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